Berlin

Auswärtiges Amt erinnert an verfolgte Mitarbeiter

Der heutige Sitz des Auswärtigen Amts am Werderschen Markt Foto: imago images/Hohlfeld

Vor dem früheren Sitz des Auswärtigen Amts in der Berliner Wilhelmstraße erinnern künftig mehr als 50 »Stolpersteine« an Behördenmitarbeiter, die ab 1933 von den Nationalsozialisten entlassen und verfolgt wurden. Die Verlegung der Gedenksteine geht auf eine Initiative von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ministeriums zurück.

»Wir machen das als Beschäftigte des Auswärtigen Amts für frühere Kollegen, die als Jüdinnen und Juden oder Widerstandsaktive verfolgt, einige auch ermordet wurden«, sagte Initiator Aron Mir Haschemi.

DENKMALE Die »Stolpersteine« sollen am Sonntag verlegt werden. Erwartet werden dazu auch rund 80 Angehörige derjenigen, denen die Denkmale gewidmet sind. Viele kommen den Angaben zufolge aus dem europäischen Ausland.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt seit Jahren »Stolpersteine« in der Regel vor den zuletzt bekannten Wohnhäusern von Verfolgten und Ermordeten des NS-Regimes. Vermerkt sind auf der Inschrift unter anderem Name und Lebensdaten der Menschen.

Die »Stolpersteine« vor dem historischen Sitz des Auswärtigen Amts erinnern ausnahmsweise vor dem letzten Arbeitsort an Ermordete und Überlebende. Zusätzlich soll dort auch eine »Stolperschwelle« verlegt werden, die auf den früheren Sitz des Auswärtigen Amts und die Verfolgung innerhalb der Behörden des Deutschen Reiches aufklären soll.

VERFOLGUNG Auch das Auswärtige Amt sei zur Zeit des Nationalsozialismus kein herausragender Ort des Widerstands gewesen, heißt es in einem Beitrag der Mitarbeiterzeitung des Ministeriums, mit der das »Stolperstein«-Projekt begonnen hatte. Ihre Weltläufigkeit habe die Diplomaten nicht davon abgehalten, der Diktatur zu Diensten zu sein. Aktiv hätten sich die Mitarbeiter an der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden beteiligt.

Ausgehend vom Schicksal des Diplomaten Friedrich Leyden, der im Januar 1944 im NS-Konzentrationslager Theresienstadt starb, begannen rund 40 Beschäftigte des Auswärtigen Amts ehrenamtlich in den Archiven nach vergleichbaren Schicksalen zu recherchieren.

»Stolpersteine« werden am Sonntag für 56 Menschen verlegt, auf die sie gestoßen sind. In der Regel gehörten sie dem heute vergleichbaren Höheren Dienst an. Für diese Gruppe sind die Akten auch nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils erhalten geblieben, für andere nicht.

ABSTAMMUNG Rund zwei Drittel der Verfolgten, deren Biografien für das Projekt recherchiert wurden, wurden aus antisemitischen Gründen verfolgt, wobei sich nur eine Minderheit zum jüdischen Glauben bekannte. Viele waren den Angaben zufolge konvertiert, oftmals zur evangelischen Kirche, wurden aber aufgrund der eigenen Abstammung oder der ihrer Frau rassistisch verfolgt.

Nur einer der 56 »Stolpersteine« erinnert an eine Frau: die im Juni 1944 in Plötzensee hingerichtete Ilse Stöbe, die im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv war. Dokumentiert werden durch das Projekt zudem die Schicksale derer, die als Homosexuelle aus dem Dienst entlassen und verfolgt wurden. epd

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025

Großbritannien

Freigelassener Demokratie-Aktivist rief zum Mord an »Zionisten« auf

Der Brite Alaa Abdel Fattah galt als Held der ägyptischen Demokratiebewegung. Doch nach seiner Freilassung und Ankunft in London kamen judenfeindliche Tweets ans Licht. Jetzt wird seine Abschiebung gefordert

von Christoph Meyer, Johannes Sadek  29.12.2025

Teheran

Iran schießt mit russischer Hilfe drei Satelliten ins All

Im Mullah-Staat machen Gerüchte über einen möglichen neuen Militärkonflikt mit Israel die Runde. Mit Raumfahrtprojekten will das Land Stärke demonstrieren

 28.12.2025

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025