Landgericht Verden

Freiheitsstrafe für Holocaust-Leugnerin

Ursula Haverbeck bei einem Prozess in Detmold im September 2016 Foto: dpa

Die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck ist am Montag wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden, wie das Landgericht Verden am Nachmittag mitgeteilt hat. Haverbeck wurde in sieben Fällen der Volksverhetzung für schuldig befunden.

Wann die 88-Jährige ihre Haft antreten werde, sei unklar, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Ob es überhaupt noch zu einer Strafvollstreckung komme, wisse man mit Blick auf das hohe Alter der Verurteilten nicht.

Anklage Die Beweisaufnahme hatte am Montag vor dem Landgericht Verden begonnen. Haverbeck war wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung angeklagt. In dem Verfahren ging es um mehrere Beiträge in der in Verden erschienenen rechtsextremen Zeitschrift »Stimme des Reiches« aus den Jahren 2014 und 2015, in denen sie den Holocaust geleugnet hatte. In zwei Briefen an das Amtsgericht bekannte sich die Frau aus dem westfälischen Vlotho zu ihrer Autorenschaft.

Der Vorsitzende Richter Christoph Neelsen zitierte aus den Beiträgen Haverbecks, in denen sie behauptet, dass es sich bei dem Vernichtungslager Auschwitz nicht um ein Konzentrationslager, sondern um ein Arbeitslager für die Rüstungsindustrie gehandelt habe.

Immer wieder schrieb Haverbeck, dass es dort keine Vergasung von Menschen gegeben habe. In einem »offenen Brief«, der 2014 in der »Stimme des Reiches« abgedruckt war, forderte sie den Zentralrat der Juden auf, forensische Beweise für die Vergasung von Juden mit Zyklon B in Auschwitz vorzulegen.

Verfahrenseinstellung Pflichtverteidiger Wolfram Nahraht, der schon mehrfach rechte Straftäter vertreten hat, hatte zuvor in mehreren Anträgen eine Einstellung des Verfahrens gefordert. Sie wurden jedoch vom Schöffengericht zurückgewiesen. Nahraht kritisierte in einer gut einstündigen Stellungnahme unter anderem, der gegen seine Mandantin angeführte Paragraf 130 des Strafgesetzbuches zur Volksverhetzung verstoße im Absatz 3 gegen das Grundrecht der Meinungsfreiheit.

Weil es in der Vergangenheit bei Gerichtsterminen gegen Haverbeck mehrfach rechtsextreme Störungen gab, gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen. Der Vorsitzende Richter Neelsen wies darauf hin, dass bei Zwischenrufen sofort eingegriffen werde. Vor dem Gericht demonstrierten unterdessen Anhänger des Weser-Aller-Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage. ja/epd

Projekte gegen Antisemitismus

Berliner Kultursenatorin räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

In Berlin sollen Mittel für Projekte gegen Antisemitismus nach unklaren Kriterien und auf Druck und Wunsch aus der CDU-Fraktion vergeben worden sein. Kultursenatorin Wedl-Wilson will nun »aufräumen«

 11.11.2025

Initiative

Knesset stimmt über Gesetz zu Todesstrafe ab

Wer in Israel tötet, um dem Staat und »der Wiedergeburt des jüdischen Volkes« zu schaden, soll künftig die Todesstrafe erhalten können. Das sieht zumindest ein umstrittener Gesetzentwurf vor

 11.11.2025

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Terror

Netanjahu: Israels Kampf gegen Feinde noch nicht vorbei

Laut Ministerpräsident Netanjahu beabsichtigen die Hamas und die Hisbollah weiterhin, Israel zu vernichten. Die Waffenruhe-Abkommen mit beiden will Israel demnach durchsetzen - solange diese gelten

 11.11.2025

Diplomatie

Al-Schaara schließt normale Beziehungen zu Israel aus

Der syrische Staatschef wurde von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Bei dem historischen Treffen ging es auch um die Abraham-Abkommen

 11.11.2025

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  10.11.2025 Aktualisiert

Würzburg

Zentralrat der Juden fordert mehr Zivilcourage gegen Hass

Beim Gedenken an die Novemberpogrome in Würzburg hat Juden Schuster die grassierende Gleichgültigkeit gegen Judenhass kritisiert

 10.11.2025

Gedenken

Bundespräsident Steinmeier fordert Widerstand gegen Rechtsextreme

Die Demokratie sieht der Bundespräsident so bedroht wie nie seit der Wiedervereinigung. Das Staatsoberhaupt erklärt, was nun aus seiner Sicht passieren muss

von Martina Herzog  10.11.2025