Österreich

Forderung nach Öffnung des »Hitler-Balkons«

Polizisten bei einer Anti-Corona-Demo auf dem Wiener Heldenplatz (31. Oktober 2020) Foto: imago images/Alex Halada

Der sogenannte Hitler-Balkon auf dem Wiener Heldenplatz sollte nach dem Willen der Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich (HdGÖ), Monika Sommer, künftig für Besucher zugänglich gemacht werden. »Ein Betretungsverbot wie bisher ist kein angemessener Umgang«, sagte Sommer der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Allein der Blick von dort auf das Kanzleramt, das Parlament, den Amtssitz des Bundespräsidenten und das Wiener Rathaus sei geeignet, über die Demokratie als Gegengewicht zu diktatorischen Entwicklungen aufzuklären. »In einem ersten Schritt sollte es Führungen für angemeldete Interessierte geben«, sagte Sommer. In einer Umfrage unter den Besuchern des in der Hofburg untergebrachten HdGÖ habe sich eine klare Mehrheit für einen Öffnung und eine Auseinandersetzung mit diesem historisch belasteten Ort ausgesprochen.

Von der rund 200 Quadratmeter großen Terrasse der Hofburg, die meist Balkon genannt wird, hatte der in Österreich geborene Diktator Adolf Hitler (1889-1945) am 15. März 1938 unter dem Jubel der Massen, den »Anschluss« seiner Heimat an das Deutsche Reich verkündet.

»Der Balkon ist nichts. Er ist ein Symbol, mehr nicht. Die Läuterung, die Veränderung kann nicht vom Balkon kommen. Sie muss von unten kommen.«

Elie Wiesel (1992)

Der Schritt war eine wesentliche Etappe auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg. Nach der Niederlage hat sich die Alpenrepublik jahrzehntelang eher als Opfer Hitlers denn als Mittäter gesehen. Eine Mitschuld an den Gräueln der Nazis wird erst seit den 1990er-Jahren von der Politik ausdrücklich anerkannt.

Das seit 1945 praktisch geschlossene Areal war ausnahmsweise 1992 Ort einer Rede - und zwar des Friedensnobelpreisträgers und Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel. Dessen Botschaft war: »Der Balkon ist nichts. Er ist ein Symbol, mehr nicht. Die Läuterung, die Veränderung kann nicht vom Balkon kommen. Sie muss von unten kommen.« Aus Sicht von Sommer hat diese Botschaft längst nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient gehabt hätte.

Mit ihrem Vorstoß, den Balkon in das Ausstellungsareal des HdGÖ zu integrieren, möchte Sommer diesen tabuisierten Ort neu definieren. »Auch 76 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft sorgen NS-kontaminierte Häuser für heftige Debatten. Die Terrasse der Neuen Burg zu öffnen wäre ein wichtiges Symbol für einen neuen Umgang der Republik mit diesen verstörenden Orten«, meint Sommer. So könnte das offizielle Österreich am Heldenplatz ein Zeichen zukunftsorientierter Geschichtspolitik und Demokratiebildung setzen.

Das erst vor zwei Jahren eröffnete HdGÖ ist das einzige größere zeitgeschichtliche Museum Österreichs und hatte 2019 mehr als
100.000 Besucher. Der Historiker Dirk Rupnow von der Universität Innsbruck hatte in einem Aufsatz die geringe Ausstattung mit nur 15 Vollzeit-Stellen und einem Budget von 1,2 Millionen Euro kritisiert. »Es fehlt immer noch bzw. erneut ein klares politisches Bekenntnis zu einem zentralen österreichischen Museum für die Republik- und Zeitgeschichte ab 1918«, so Rupnow. dpa

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Amtsantritt in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025