Brandenburgs Antisemitismusbeauftragter Andreas Büttner sieht eine »wahre Flut antisemitischer Vorfälle« in seinem Bundesland. Die Bandbreite reiche von Schmierereien und antisemitischen Codes bis zu Angriffen auf Personen, sagte der frühere Linken-Landtagsabgeordnete dem »Tagesspiegel« (Dienstag/Print). So sei in der Landeshauptstadt Potsdam ein jüdischer Rabbiner beim Gang durch die Innenstadt von Jugendlichen bedrängt worden, die immer wieder »Free Palestine« gerufen hätten.
Man mache es sich zu einfach, wenn man die Politik der israelischen Regierung für steigenden Antisemitismus verantwortlich mache, sagte der 52-Jährige: »Wenn vor Synagogen in Deutschland demonstriert wird, ist das kein legitimer Protest gegen die israelische Regierung.«
Gleichzeitig mache diese viele Fehler und trage zu einer Verschlechterung des Ansehens Israels in der Welt bei. Büttner kritisierte etwa die Aussage des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, ein »Groß-Israel« schaffen zu wollen. Der Krieg gegen die Hamas sei ein Krieg gegen eine Terrororganisation: »Er sollte nicht auf Landgewinne zielen.«
Büttner wird aus seiner eigenen Partei angefeindet
Büttner wird den Angaben zufolge aus seiner eigenen Partei für seine Position angefeindet: »Ich erlebe abartige Beleidigungen von Parteimitgliedern.« Einige hätten einen Antrag auf Parteiausschluss gestellt.
Im Jahr 2024 verzeichnete die Fachstelle Antisemitismus Brandenburg insgesamt 484 antisemitische Vorfälle im Land. Das war ein Anstieg um mehr als ein Viertel beziehungsweise um 107 Fälle im Vergleich zum Vorjahr. epd