Meinung

Florian Schroeder, Lisa Eckhart und das »Opferticket von Juden«

Kabarettist Florian Schroeder Foto: imago images/Horst Galuschka

Im Dezember 2021 trat Lisa Fitz in der Comedy-Sendung »Spätschicht« SWR auf und raunte in ihrem Auftritt von »Panikmachern, die 99 Prozent Lemminge steuern«. Seit ihrem Song »Ich sehe was, was Du nicht siehst« ist klar, wen Fitz hinter dem Unglück der Welt sieht: »Goldmann-Sachs«, »Puppenspieler«, ein »illustrer Kreis«, der die Geschicke der Welt steuert.

Sie wissen schon. Diese Zwinker-Zwinker-Rhetorik ist für diejenigen reserviert, die nicht sagen wollen, »der Jude« lenke die Geschicke der Welt.

Hinter Fitz saß der Kabarettist und Moderator Florian Schroeder. Der führte Fitz mit großer Geste ein. Er teile ihre Meinung nicht, aber ihr Auftritt sei ein Zeichen der »Meinungsfreiheit«.

Die Sendung wurde später vom SWR »depubliziert«, aber nicht wegen der Anspielungen, die man durchaus antisemitisch deuten könnte. Ihre Zahlen zu Corona waren falsch oder einfach ausgedacht.

Schoa-Gedenktag Am 27. Januar 2022 liefen in den Tagesthemen der ARD Interviews und Berichte zum Gedenktag an die Schoa. Die Moderatorin machte ein ernstes Gesicht. Antisemitismus. Was könnte man dagegen machen?

An diesem Abend setzte Florian Schroeder einen Tweet ab, der auf die Sendung nach den Tagesthemen hinwies: »Ich habe eine neue Lisa gefunden!« Auf einem Bild neben ihm die Kabarettistin Lisa Lasselsberger, deren Bühnenfigur Lisa Eckhart auch gerne über Juden spricht (»den Juden Reparationen zu zahlen, das ist, wie dem Mateschitz ein(en) Red Bull auszugeben«, »wieso sind in Sachen Humor die Juden den Frauen zwei Nasenlängen voraus?«).

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Stereotype Da diese Reproduktion von Antisemitismus nicht in ihrem Programm gebrochen wird, wird das Publikum eingeladen, über antisemitische Stereotype, letztlich also über Jüdinnen und Juden zu lachen. Vielleicht eine Entlastung für viele?

Florian Schroeder sieht darin keinen Antisemitismus, sagte er der taz und fügte hinzu: »Wir hatten Juden aber doch immer auf dem Opferticket.« Nach einigen Hinweisen, dass der Abend des 27. Januar nicht das beste Umfeld wäre, löschte er seinen Tweet und entschuldigte sich.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit der Löschung hat Schroeder jedoch das Problem nicht beseitigt, denn das Problem ist seine Haltung. Und damit steht er stellvertretend für diejenigen, die Antisemitismus jeden Tag mit großem Gestus und einem Verweis auf die »Meinungsfreiheit« decken.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Schroeder kannte die Vorwürfe gegen Lasselsberger und Fitz. Er wählte den 27. Januar, um sich darüber zu amüsieren. Mit dieser Haltung zu Antisemitismus-Vorwürfen, nämlich gar keiner, ist man Teil eines gesellschaftlichen Problems und nicht auf der Seite jener, die diese Probleme lösen wollen.

Der Autor ist Publizist und Mitglied der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen.

Georg M. Hafner

Auslöschen? Kein Problem!

Die Konsequenz des Frankfurter Urteils ist eine verheerende Verschiebung von roten Linien

von Georg M. Hafner  29.03.2024

Berlin

»UNRWA ist Teil des Problems«

Israels Botschafter Ron Prosor präsentiert Informationen zur engen Verbindung der Terrororganisation Hamas mit dem UN-Palästinenserhilfswerk

 28.03.2024

Halle / Frankfurt

DFB lässt proisraelisches Plakat bei Länderspiel abhängen

Plakat mit der Aufschrift »Bring them Home now« sei nicht genehmigt und entgegen UEFA-Regularien gewesen

 28.03.2024

Sachsen

Trotz antisemitischer Vorfälle: Leipziger Friedenspreis geht an »Handala«-Gruppierung

Die »pro-palästinensische Gruppierung« steht immer wieder wegen antisemitischer Vorfälle in der Kritik

 27.03.2024

Analyse

Allein

Der Jude unter den Staaten: Wie Israel von der Weltgemeinschaft verleumdet und im Stich gelassen wird

von Maria Ossowski  27.03.2024

Manchester Airport

Überlebende des 7. Oktober bei Einreise beschimpft

»Wir müssen sicherstellen, dass Sie hier nicht dasselbe tun wie in Gaza«, sagt ein Grenzbeamter zu den Israelis

von Imanuel Marcus  27.03.2024 Aktualisiert

USA/Israel

US-Verteidigungsminister empfängt israelischen Amtskollegen

»Wir den Kampf in Gaza nicht beenden, bevor wir alle Verschleppten nach Hause bringen«, erklärt Joav Gallant

 27.03.2024

Bundesregierung

Charlotte Knobloch fordert Rauswurf von Kulturstaatsministerin Roth

IKG-Chefin und Schoa-Überlebende: »Was passiert ist, war einfach zu viel«

 26.03.2024

Berlin

Nach Angriff auf jüdischen Studenten: Hochschulgesetz wird verschärft

Möglichkeit der Exmatrikulation wurde zuvor von Rot-Grün-Rot abgeschafft

 26.03.2024