Debatte

Feldjäger: Streit um Motto »Suum cuique« geht weiter

Das ehemalige KZ Buchenwald Foto: dpa

Die Debatte um das Motto der Feldjäger der Bundeswehr geht weiter. »Suum cuique« heißt es auf den Truppengattungsabzeichen der Militärpolizei. Weil sie auf Deutsch (»Jedem das Seine«) über dem Haupttor des Konzentrationslagers Buchenwald prangte, regte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, an, die Aufschrift »suum cuique« von den Uniformen der Feldjäger zu entfernen.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora unterstützen Kleins Initiative jetzt. »Es gibt Redewendungen, die unauslöschlich mit dem nationalsozialistischen Massenmord verbunden sind, auch wenn sie nicht von den Nationalsozialisten erfunden wurden«, sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster der »Welt« (Freitag). Der Satz »Jedem das Seine« gehöre aufgrund seiner Verwendung im Konzentrationslager Buchenwald unzweifelhaft dazu. »Es wäre daher mehr als wünschenswert, dass die Aufschrift »suum cuique« von den Barettmützen und Verbandsabzeichen der Feldjäger entfernt wird. Dies wäre nicht nur im Interesse der Opfer der Schoah, sondern auch der Bundeswehr selbst«, so Schuster weiter.

Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, ist der gleichen Ansicht: »Auch wenn sein Ursprung ein anderer ist: ›Jedem das Seine‹ ist wegen seiner zynischen Verwendung am Lagertor des KZ Buchenwald historisch derart belastet, dass auch sein lateinisches Original als Motto für Verbände der Bundeswehr nicht tragbar ist«, sagte er.

Aus der Unionsfraktion im Bundestag werden Bedenken geäußert. »Die Nationalsozialisten haben die deutsche Übersetzung dieses seit fast zweieinhalb Jahrtausenden bestehenden philosophischen Satzes pervertiert«, sagte Fraktionsvize Johann Wadephul (CDU) der Zeitung. »Trotzdem aber bleibt der moralische und rechtliche Hintergrund dieses in der Antike formulierten Grundsatzes gültig, der Recht und Gerechtigkeit in Einklang bringen will.« Zuvor hatte sich auch Wolfgang Hellmich, verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, gegen den Vorstoß von Klein gestellt.

In der Tradition der Aufklärung besagt der Spruch, dass jedem Bürger eines Gemeinwesens das zugeteilt werden soll, was ihm gebührt, etwa durch gerechte Güterverteilung. Die Redewendung war auch die Ordensdevise des 1701 von Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens - vermutlich in der Bedeutung »Jedem nach seinem Verdienst«. kna

Meinung

Die »Staatsräson« mit neuem Leben füllen

Umfragen zeigen, dass Israel hierzulande alles andere als beliebt ist. Dabei sollte allen Deutschen das Schicksal des jüdischen Staates am Herzen liegen - gerade angesichts der Bedrohung aus dem Iran

von Nikolas Lelle  16.06.2025

Terror

Sorge vor Anschlägen auf jüdische Einrichtungen

Die Auswirkungen des Kriegs gegen den Iran könnten auch in Deutschland zu spüren sein, warnt Felix Klein. Auch Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer rechnet mit erhöhter Terrorgefahr

von Christoph Arens  16.06.2025

Luftfahrtmesse

Frankreich schließt israelische Stände

Die Betreiber sollen entgegen der Auflagen Angriffswaffen ausgestellt haben

 16.06.2025

Krieg gegen Iran

Exodus aus Teheran

Der Krieg gegen das iranische Regime und dessen Atom- und Raketenprogramm treibt Bewohner der Hauptstadt in die Flucht

von Aref Taherkenareh, Arne Bänsch  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Brüssel

EU-Chefdiplomatin organisiert Krisenschalte zu Nahost-Krieg

Kann die EU einen Beitrag zur Deeskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran leisten? Am Dienstag soll es eine Videokonferenz der zuständigen Außenminister geben

 16.06.2025

Nahost

Krieg gegen Iran: EU will mit USA Energiemarkt sichern

Seit dem Angriff Israels auf das iranische Atomprogramm steigen die Rohölpreise und in der Folge die Sprit- und Heizölpreise. Die EU und die USA sind alarmiert - und wollen notfalls handeln

 16.06.2025

Berlin

Karin Prien: »Ich gestatte mir keine Ängstlichkeit«

Die Bundesbildungsministerin spricht in einem Interview über ihre jüdischen Wurzeln. Und geht bei manchen Themen auf Distanz zu ihrem Parteivorsitzenden

von Alexander Missal  16.06.2025

Iran

Iran: Geheimdienstchef der Revolutionsgarden und sein Vize getötet

Israel hat seit Beginn des Krieges mit dem Iran bereits etliche führende Militärs getötet. Nun sind bei einem weiteren Angriff Geheimdienstvertreter der nationalen Eliteeinheit getötet worden

 15.06.2025