Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein Aushang »JUDEN haben hier Hausverbot!!!!« hing in einem Schaufenster in Flensburg Foto: picture alliance/dpa/Nordpresse

Wegen eines kurzzeitig in einem Flensburger Geschäft hängenden antisemitischen Aushangs hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts auf Volksverhetzung eingeleitet. Auf dem Papier hieß es, Juden hätten in dem Laden Hausverbot.

»Es besteht der begründete Verdacht, dass die Worte geeignet sind, den öffentlichen Frieden zu stören und diese geeignet sind, zum Hass gegenüber den in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden aufzustacheln«, teilte die Staatsanwaltschaft Flensburg mit. Das Verfahren richte sich gegen den Inhaber des Geschäfts. Der Zettel mit der Aufschrift »Juden haben hier Hausverbot! Nichts persönliches, auch kein Antisemitismus, kann euch nur nicht ausstehen« soll örtlichen Medienberichten zufolge am Mittwochnachmittag in dem Trödelladen ausgehängt worden sein. Der Zettel wurde mittlerweile entfernt.

Menschenwürde wird angegriffen

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft bestehe der Verdacht, »dass durch das Plakat die Menschenwürde der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden dadurch angegriffen wurde, dass diese wegen ihrer Zugehörigkeit zum Judentum böswillig verächtlich gemacht wurden«. Es gebe Anhaltspunkte, dass Jüdinnen und Juden als unterwertige Mitglieder der Gemeinschaft dargestellt werden sollten. Bei der Beurteilung des Anfangsverdachts habe die Staatsanwaltschaft auch berücksichtigt, dass derartige Forderungen auf Ausschluss der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger vom öffentlichen Leben im nationalsozialistischen Staat die Judenverfolgung eingeleitet hätten - mit dem Ausgang der Vernichtung von Millionen Menschen. 

Das Plakat löste bundesweit Empörung aus. Nach Angaben der Polizei wurden bereits am Mittwoch mehrere Strafanzeigen von Bürgerinnen und Bürgern gestellt.

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025