Schmähplastik

Empfehlung zu »Judensau« an Brandenburger Dom wird vorbereitet

Der Brandenburger Dom in Brandenburg an der Havel Foto: picture alliance/dpa

Über die Zukunft der antijüdischen Schmähplastik im Kreuzgang des Doms zu Brandenburg an der Havel könnte im Mai entschieden werden. Derzeit befasse sich eine Arbeitsgruppe mit der mittelalterlichen Plastik, sagte Domkurator Cord-Georg Hasselmann dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Er fügte hinzu: »Wir hoffen, dass wir in der Arbeitsgruppe so schnell vorankommen, dass wir dem Domkapitel das Ergebnis auf der nächsten Sitzung im Mai präsentieren können.«

Ob die Schmähplastik weiter an ihrem alten Ort im Kreuzgang des ehemaligen Klosters am Dom bleiben soll oder abgenommen werden könnte, sei offen, sagte Hasselmann: »Das wird das Domkapitelentscheiden, und diese Entscheidung steht noch aus.«

Empfehlung Im Vorfeld werde sich die Arbeitsgruppe auch damit befassen, die Argumente dafür und dagegen zusammentragen und eine Empfehlung abgeben. Das Domkapitel ist das ehrenamtliche Aufsichtsgremium des evangelischen Doms zu Brandenburg. Domdechant und damit Vorsitzender des Domkapitels ist der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein.

Die Schmähplastik aus dem 13. Jahrhundert im Kapitell einer Säule zeigt eine säugende Sau mit menschlichem Antlitz. Das Schwein galt in der Zeit als Symbol der Unreinheit und Sünde und wurde in christlichen Kreisen mit dem Judentum assoziiert.  

»Die Plastik ist unsäglich judenfeindlich, antisemitisch«, sagte Hasselmann: »Was auch immer mit der Plastik geschieht, wir werden alles tun, um einer Geschichtsvergessenheit entgegenzuwirken.« Die Schmähplastik werde nicht versteckt, das Domstift distanziere sich jedoch ganz klar von ihrer Aussage. Dazu sei vor wenigen Monaten auch eine neue Infotafel aufgestellt worden.

Verantwortung »Wir können das, was geschehen ist, nicht ungeschehen machen, auch nicht durch eine Abnahme«, sagte Hasselmann: »Aber wir haben eine Verantwortung, mit der Plastik verantwortungsvoll und geschichtsbewusst umzugehen.«   Es spreche vieles dafür, dass durch die Abbildung und die Inschrift die Menschen im Mittelalter von einem sündhaften Leben abgehalten werden sollten, sagte der Domkurator.

Adressat sei seinerzeit vermutlich nicht das Volk gewesen, das »zum Antijudaismus aufgestachelt werden sollte, sondern die zu der Zeit gebildetsten Menschen, die Mönche«. Das Domstift plane auch weitere Informationen zu der Plastik, unter anderem auf der eigenen Webseite und auf Flyern. epd

Meinung

Das letzte Wort zum »Völkermord«

Wer für einen Genozid verantwortlich ist, versorgt dessen angebliche Opfer nicht. In Gaza tut Israel, was es tun muss

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Meinung

Vereinte Nationen: Alter Wein in neuen Schläuchen

Kommende Woche soll in New York eine Resolution zum Nahostkonflikt verabschiedet werden. Sie ist hochproblematisch. Deutschland sollte dagegen stimmen

von Jacques Abramowicz  18.09.2025

"Times"-Bericht

London vor Anerkennung eines Staates Palästina

Noch vor anderen Weltmächten könnte Großbritannien die formale Anerkennung eines palästinensischen Staates vollziehen. Die Berichte darüber kommen zu einem heiklen Zeitpunkt

 18.09.2025

München

Auschwitz Komitee: Shani-Ausladung ist »schändlich«

Ein Musikfestival in Gent hat die Münchner Philharmoniker ausgeladen, weil das Verhältnis des israelischen Dirigenten zu seiner Regierung nicht klar sei. Das Auschwitz Komitee kritisiert das

 18.09.2025

Berlin

Hardt: Keine Wirtschaftssanktionen gegen Israel

Der CDU-Außenpolitiker befürwortet Sanktionen gegen »radikale Minister«. Die Anerkennung eines Staates Palästina lehnt er ab

 18.09.2025

Flensburg

Antisemitisches Schild löst Empörung aus

»Juden haben hier Hausverbot!« steht im Schaufenster eines Geschäftes. Aus der Lokalpolitik kamen deutliche Reaktionen

 18.09.2025 Aktualisiert

Antrittsbesuch

Merz reist nach Madrid: Differenzen in Haltung zu Israel

Insgesamt läuft es gut in den Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Bei einem Thema gibt es aktuell aber Streit

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert