Meinung

Eine Fahrt nach Auschwitz

Einmal sollte jeder deutsche Jugendliche die Gedenkstätte Auschwitz besuchen. Wie wichtig ein solcher Besuch sein kann, ist mir gerade erst wieder sehr klar geworden, denn Ende Juni habe ich mit Jugendlichen aus Nordrhein-Westfalen diesen wohl dunkelsten Ort der Menschheitsgeschichte besucht. Ich war beeindruckt davon, wie intensiv sich junge Menschen mit der Frage auseinandersetzen, wie solche Verbrechen möglich sein konnten.

Wer sich dieser Frage stellt, wer das Leid spürt, das Millionen Menschen dort erfahren haben, der fährt nicht mehr so weg, wie er hingekommen ist. Darum ist es so wichtig, wenn Jugendliche diese Erfahrung von Auschwitz weitergeben. Die »Stiftung – Erinnern ermöglichen« hat es sich zur Aufgabe gemacht, jedem Schüler, jeder Schülerin aus Nordrhein-Westfalen einen Studienaufenthalt in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu ermöglichen. Dafür bin ich der Stiftung sehr dankbar. Künftig werden solche Besuche sogar noch wichtiger, denn eines Tages werden keine Zeitzeugen mehr von den Geschehnissen berichten können. Dann bleiben die Orte als Zeugen des Geschehens.

Demokratie Mir ist in Auschwitz aber auch etwas anderes deutlich geworden: dass dieser Ort gerade bei jungen Menschen auch die große Entschlossenheit weckt, alles dafür zu tun, dass so ein furchtbares Verbrechen nie wieder geschehen kann. Ich glaube, jeder junge Mensch, der in Auschwitz gesehen und erfahren hat, was Rassenwahn und totalitäre Herrschaft an Leid anrichten können, müsste eigentlich für alle Zeiten immun sein gegen den Irrglauben an die »Überlegenheit einer Rasse« oder an die Überlegenheit einer Diktatur über die Demokratie.

Ich weiß aber auch, dass nicht jeder junge Mensch die Gelegenheit zu einem Besuch in Auschwitz haben wird. Doch alle können eine der vielen anderen Gedenkstätten besuchen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Wir haben allein in Nordrhein-Westfalen über 20 solcher Erinnerungsorte, die uns die Möglichkeit geben, sich mit diesem schrecklichsten Kapitel unserer Geschichte auseinanderzusetzen.

Denn auch wenn niemand der Jüngeren mehr persönliche Schuld für das Schreckliche trägt, das an diesen Orten geschehen ist, haben wir alle die Pflicht, gemeinsam dafür zu sorgen, dass solches Unrecht nie wieder geschieht, dass Menschenrechte und Menschenwürde nie mehr außer Kraft gesetzt werden.

Die Autorin ist Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Interview

»Deutschlands Vorbildrolle steht radikal infrage«

Oliver von Wrochem über 80 Jahre Kriegsende, eine stärker werdende AfD und NS-Gedenkstätten als gesellschaftspolitische Akteure

von Sebastian Beer  02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Was bedeutet die neue Einstufung für die AfD?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schritt des Verfassungsschutzes, die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen

von Anne-Beatrice Clasmann  02.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 02.05.2025

Josef Schuster

Zentralrat der Juden fordert mehr Klarheit im Umgang mit der AfD

Vertreter der Partei dürften nie »in staatstragende Funktionen gelangen«, so der Zentralratspräsident. Zuvor hatte der Verfassungsschutz die gesamte AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft

 02.05.2025

Berlin

Kultursenator Joe Chialo tritt zurück

Die Berliner Kultur ist stark von Haushaltskürzungen betroffen. Nun zieht der zuständige Senator die Reißleine. Er habe den Regierenden Bürgermeister um seine Entlassung gebeten, teilte Joe Chialo mit

 02.05.2025

Köln

Verfassungsschutz stuft gesamte AfD als rechtsextremistisch ein

Seit ihrer Gründung vor zwölf Jahren ist die AfD nach Einschätzung des Verfassungsschutzes kontinuierlich weiter nach rechts gerückt. Inzwischen sei klar: Die Partei ist extremistisch

 02.05.2025