Interview

»Die Stimmung ist feindselig«

Günter Ziegler Foto: picture alliance/dpa

Herr Ziegler, Sie wurden vergangene Woche beim Gespräch mit Studenten von einem Aktivisten mit Wasser übergossen. Was ging in dem Moment in Ihnen vor?
Ich war völlig überrascht, für einen Moment handlungsunfähig, bevor ich begriff, was da passiert war. Ich glaube, es war die richtige Reaktion, ihn hinauszuwerfen. Ich stehe für Dialog, und so ein Verhalten ist inakzeptabel. Wir haben Hausverbot erteilt und auch Anzeige erstattet.

Hat sich durch den Vorfall etwas an Ihrer Dialogbereitschaft geändert?
Nein. Das lange geplante Gespräch fand mit Studierendenvertretern des AStA statt. Die hatten vorab gefragt, ob sie noch eine weitere Person zum Gespräch mitbringen dürften. Die Studierenden waren von der Aktion auch überrascht und erschrocken. Ihnen war nicht klar, wen sie da im Gepäck hatten.

Die umstrittene Politologin Emilia Roig hat auf Einladung der Stabstelle Diversity einen Vortrag an der FU gehalten, in dem sie den Zionismus als eine Kontinuität des Nationalsozialismus darstellte. Wie glücklich sind Sie über den Vortrag?
Ich war beim Vortrag nicht dabei und habe ihn auch nicht rezipiert. Die Veranstaltungsreihe ist mir aber sehr wichtig, weil es an Universitäten auch darum geht, sehr unterschiedliche Perspektiven und Stimmen zu hören. Das schließt auch ein, Sichtweisen und Äußerungen kennenzulernen, die man nicht teilt, die sogar empören.

In der Vortragsreihe zum Antisemitismus sprach aber niemand, der die IHRA-Definition vertritt, derzufolge etwa die BDS-Bewegung als antisemitisch gilt. Warum fehlt gerade diese Perspektive?
Ich kategorisiere Menschen nicht danach, wie sie Antisemitismus definieren. Wir haben mehrere Vortragsreihen aufs Gleis gesetzt, etwa auch die Aktionswoche gegen Antisemitismus mit Vorträgen aus einer dezidiert jüdischen Perspektive. Die Reihe zu Antisemitismus und Rassismus umfasste bislang fünf Termine; sie wird im Wintersemester fortgesetzt.

Der Student Lahav Shapira hat die FU verklagt, nachdem er von einem Kommilitonen krankenhausreif geschlagen wurde. Die Uni habe keine adäquaten Maßnahmen ergriffen, um ihn vor Antisemitismus zu schützen.
Zu laufenden Verfahren äußere ich mich grundsätzlich nicht. Allgemein höre ich einen Anspruch von verschiedenen Seiten, Sicherheit zu garantieren auf eine Art, wie wir das als offene Universität wohl nicht können. Wir wirken darauf hin, dass alle friedlich und res­pektvoll miteinander umgehen.

Was macht es mit Ihrem Sicherheitsgefühl, wenn Hamas-Dreiecke mit Ihrem Namen darunter gesprüht und Sie angegriffen werden?
Das bewegt mich. Es zeigt, wie feindselig und aggressiv die Stimmung ist. Wir müssen es schaffen, sachlich zu diskutieren und uns auf Augenhöhe zu begegnen. Dazu gehört, mehr miteinander zu reden, aber auch rote Linien zu setzen.

Mit dem Präsidenten der Freien Universität Berlin sprach Nils Kottmann.

Vatikanstadt

Papst Leo XIV. verurteilt Terroranschlag in Sydney

Bei einem Terroranschlag auf eine Chanukka-Feier in Australien gibt es mindestens 15 Todesopfer. Der Papst findet deutliche Worte

 15.12.2025

USA

Ministerin: Silvester-Terrorattacke in Kalifornien vereitelt

Eine »linksextreme, propalästinensische, regierungsfeindliche und antikapitalistische« Gruppe soll Terroranschläge an der Westküste der USA vorbereitet haben

 15.12.2025

Australien

Faktencheck zum Terroranschlag in Sydney

Nach dem Blutbad am Bondi Beach ist noch vieles unklar. Solche Situationen nutzen Menschen in sozialen Netzwerken, um Verschwörungsmythen zu verbreiten

 15.12.2025

Faktencheck

Ahmed Al Ahmed hat einen Angreifer am Bondi Beach entwaffnet

Ein Passant verhindert Schlimmeres - und wird im Netz umbenannt. Angeblich soll Edward Crabtree einen der Täter von Sydney entwaffnet haben. Doch die Geschichte stammt von einer Fake-Seite

 15.12.2025

Dresden

Hauptverfahren gegen »Sächsische Separatisten«

Acht Mitglieder einer rechtsextremistischen Gruppe sollen sich vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden verantworten. An einem »Tag X« wollten sie laut Anklage gewaltsam an die Macht

 15.12.2025

Oranienburg

Gedenken an NS-Völkermord an Sinti und Roma

Bei der Gedenkveranstaltung wollen Schülerinnen und Schüler Textpassagen aus Erinnerungsberichten verfolgter Sinti und Roma vortragen

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Berlin

Hitlergruß im Bundestag? Anklage gegen AfD-Abgeordneten

Nach dem Vorwurf verliert Matthias Moosdorf seine Immunität. Auch innerhalb der AfD-Fraktion gab es zuletzt Spannungen um den Politiker

 15.12.2025

Anschlag

Sydney: Neue Details zu den mutmaßlichen Tätern

Hinweise aus Ermittlerkreisen deuten darauf hin, dass die Familie ursprünglich aus Pakistan stammt

 15.12.2025