Justiz

»Auf dem rechten Auge eine gewisse Sehschwäche«

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Foto: Chris Hartung

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat der Justiz »auf dem rechten Auge eine gewisse Sehschwäche« bescheinigt. Auch die Polizei werde ihren Aufgaben nicht immer gerecht, sagte Schuster der »Augsburger Allgemeinen« am Sonntag.

Wenn Demonstranten antisemitische Parolen brüllten oder zu Gewalt gegen Juden aufriefen, erwarte er, dass die Polizei ermittle und den Vorfall anzeige. Nur dann könne die Justiz auch Strafen verhängen.

CORONA-PROTEST Schuster verwies auf eine Anti-Corona-Demonstration in Unterfranken. Da habe ein Redner vor kurzem die Maßnahmen der Bundesregierung mit dem Vorgehen der Nationalsozialisten gegen Juden gleichgesetzt. »Die Anzeige aber wurde von der Staatsanwaltschaft nicht weiter verfolgt«, kritisierte der Zentralratspräsident.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Und weiter: »Sie war der Meinung, dass der Mann nicht den Holocaust relativiert hat, was strafbar gewesen wäre, sondern dass er nur von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat.« Diese Logik verstöre ihn, so Schuster.

Zugleich warnte er davor, die Ursache in den jüngsten antisemitischen Vorfällen mit Migration und der Flüchtlingskrise von 2016 in Verbindung zu bringen. »Solche Demonstrationen und Krawalle haben wir auch schon früher gesehen«, etwa beim Gaza-Krieg 2014, sagte Schuster.

MIGRATION »Ich behaupte nicht, dass es unter den Zugewanderten keinen Hass auf uns Juden gibt«, betonte Schuster. Er glaube nur nicht, dass der muslimische Antisemitismus durch die Migration nach Deutschland stark zugenommen habe.

Irritiert zeigte sich Schuster von der deutschen Iran-Politik. Hier stünden wirtschaftliche Gründe im Vordergrund. Er wünsche sich ein deutlicheres Auftreten der Bundesregierung gegenüber Teheran. »Hinter den Angriffen der Hamas auf Israel steckt letztlich ja niemand anderer als der Iran.« kna

Meinung

Israel hat eine historische Chance auf Frieden

Nach den militärischen Erfolgen der vergangenen 20 Monate hat der jüdische Staat keinen Feind mehr, der seine Existenz ernsthaft bedrohen könnte. Nun ist die Zeit für Diplomatie gekommen

von Joshua Schultheis  19.06.2025

Straßburg/Berlin

Israelfeindliche Demos: Europarat kritisiert Deutschland

Menschenrechtskommissar Michael O’Flaherty kritisiert das Vorgehen gegen Demonstranten. Er bezieht sich auch auf die »Nakba-Tag«-Demo am 15. Mai, bei der ein Polizist fast zu Tode geprügelt wurde

 19.06.2025

Diplomatie

»Israel macht die Drecksarbeit für uns«

Beim G7-Gipfel in Kanada lobt der Bundeskanzler den Angriff auf Iran

von Michael Thaidigsmann  19.06.2025

Nahost

NGO: Iran seit über zwölf Stunden vom Internet getrennt

Viele Iraner haben nun keinen Kontakt mehr zur Außenwelt

 19.06.2025

Diplomatie

Europäische Außenminister wollen mit Iran verhandeln

In Genf sollen am Freitag direkte Gespräche europäischer Top-Diplomaten mit dem iranischen Außenminister stattfinden

 19.06.2025

Bundesregierung

Kabinett Merz: Bisher 4 Mio. Euro Rüstungsexporte für Israel

In der ersten fünf Wochen ihrer Amtszeit hat die neue Bundesregierung aber keine Ausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen erteilt

 19.06.2025

Berlin

Prosor nimmt Merz gegen Kritik in Schutz

Der Kanzler hat sich hinter die israelischen Angriffe auf den Iran gestellt. Für seine drastische Wortwahl wird Merz scharf kritisiert, aber er bekommt auch Unterstützung

 19.06.2025

Berlin

Kritik an Merz-Zitat zur »Drecksarbeit« Israels im Iran

Der Bundeskanzler lobt den Mut Israels beim Vorgehen gegen den Iran. Die Äußerungen sorgen in Deutschland auch für Kritik – auch in den Reihen des Koalitionspartners SPD

 18.06.2025

Extremismus

Jüdische Studenten fordern Maßnahmen gegen »Jüdische Stimme«

Der VJSH verlangt unter anderem, dass dem Verein »Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden« die Gemeinnützigkeit entzogen wird

von Imanuel Marcus  18.06.2025