Interview

»Dialog auf Augenhöhe«

Emmanuel Nahshon Foto: Mike Minehan

Interview

»Dialog auf Augenhöhe«

Emmanuel Nahshon über Israels Kontakt zu den Gemeinden, Solidarität und das jüdische Volk

von Detlef David Kauschke  11.01.2011 18:19 Uhr

Herr Gesandter, die israelische Botschaft will den Kontakt zur jüdischen Gemeinschaft in Deutschland verstärken. Warum?
Ich glaube, dass unsere Botschaft manchmal zu sehr von der Außenwelt abgeschottet ist. Das hat zur Folge, dass wir zu wenig im Dialog mit der jüdischen Gemeinschaft und der gesamten deutschen Gesellschaft stehen. Ich würde das gerne ändern. Nicht nur in Hinsicht auf politisch relevante Fragen, sondern auch bei Themen, die die Zukunft des jüdischen Volkes betreffen. Wir sind Israelis, aber zuallererst Juden. Die Verbindung zu unseren jüdischen Schwestern und Brüdern muss gestärkt werden.

Warum gerade jetzt?
Wir haben bereits einen sehr guten Kontakt zur Führung der jüdischen Gemeinschaft, zum Zentralrat und den Gemeinden. Den wollen wir auch weiterhin pflegen. Aber uns geht es darum, mit den einzelnen Mitgliedern mehr ins Gespräch zu kommen.

Wie wollen Sie das erreichen?
Indem ich ihnen sage: Wir sind hier, unsere Botschaft ist offen. Wenn ihr Fragen, Antworten, Ideen oder Kritik habt, lasst es uns wissen. Und wir wollen in Zukunft aktiver auf die Menschen zugehen. Auch auf diejenigen, die nicht den Gemeinden angehören.

An wen denken Sie?
Ich habe unlängst bei einem Limmud-Lerntag in Berlin außergewöhnliche Menschen kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Denn sie sind nicht Teil des Mainstreams. Als israelische Diplomaten sollten wir uns ihnen aber öffnen. Für mich spielt es dabei keine Rolle, ob jemand orthodox oder liberal ist. Wer sich mit dem Schicksal des jüdischen Volkes und der Zukunft des Staates Israel identifiziert, ist mein Bruder oder meine Schwester.

Auch wenn die Einstellung Israel gegenüber eher kritisch ist?
Selbstverständlich soll jeder seine Meinung haben. Wir sind nicht hier, um die Gemeinschaft zu beeinflussen. Nur sollte Solidarität mit Israel nicht abhängig sein von der Zustimmung oder Ablehnung der jeweiligen Regierungspolitik. Wie auch unsere Solidarität nicht von der jeweiligen politischen oder religiösen Richtung der jüdischen Gemeinschaft abhängt. Für mich steht fest: Ohne den Staat Israel hat das jüdische Volk keine Zukunft, wie auch Israel keine Zukunft ohne das jüdische Volk hat. Das schließt die Diaspora ein. Wir wollen den Dialog auf Augenhöhe führen.

Auch mit russischsprachigen Zuwanderern, von denen sich viele für Deutschland und damit doch gegen Israel entschieden haben?
Das war keine Entscheidung gegen Israel, sondern Deutschland hat es ihnen extrem leicht gemacht zu kommen, um jüdisches Leben zu fördern. Die Zuwanderer, vor allem die jungen, müssen ja nicht Israelis oder Zionisten werden. Aber sie sollten erkennen, dass Israel das Herz des jüdischen Volkes ist.

Mit dem Gesandten der Botschaft des Staates Israel sprach Detlef David Kauschke.

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Washington D.C.

US-Gericht ordnet Abschiebung von Machmud Chalil an

Den israelfeindlichen Aktivisten würde die US-Regierung gern abschieben. Fehlende Angaben bei seiner Green Card könnten ihm zum Verhängnis werden

 18.09.2025

Meinung

Das letzte Wort zum »Völkermord«

Wer für einen Genozid verantwortlich ist, versorgt dessen angebliche Opfer nicht. In Gaza tut Israel, was es tun muss

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Meinung

Vereinte Nationen: Alter Wein in neuen Schläuchen

Kommende Woche soll in New York eine Resolution zum Nahostkonflikt verabschiedet werden. Sie ist hochproblematisch. Deutschland sollte dagegen stimmen

von Jacques Abramowicz  18.09.2025

"Times"-Bericht

London vor Anerkennung eines Staates Palästina

Noch vor anderen Weltmächten könnte Großbritannien die formale Anerkennung eines palästinensischen Staates vollziehen. Die Berichte darüber kommen zu einem heiklen Zeitpunkt

 18.09.2025

München

Auschwitz Komitee: Shani-Ausladung ist »schändlich«

Ein Musikfestival in Gent hat die Münchner Philharmoniker ausgeladen, weil das Verhältnis des israelischen Dirigenten zu seiner Regierung nicht klar sei. Das Auschwitz Komitee kritisiert das

 18.09.2025

Berlin

Hardt: Keine Wirtschaftssanktionen gegen Israel

Der CDU-Außenpolitiker befürwortet Sanktionen gegen »radikale Minister«. Die Anerkennung eines Staates Palästina lehnt er ab

 18.09.2025

Flensburg

Antisemitisches Schild löst Empörung aus

»Juden haben hier Hausverbot!« steht im Schaufenster eines Geschäftes. Aus der Lokalpolitik kamen deutliche Reaktionen

 18.09.2025 Aktualisiert