Umfrage

Deutsche skeptisch gegenüber Israel

84 Prozent der Israelis erhofft sich von der deutschen Bundesregierung eine politische Unterstützung ihrer Position im Nahostkonflikt. Foto: dpa

Die Deutschen blicken einer neuen Umfrage zufolge skeptisch auf Israel. 50 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen hätten 48 Prozent der Befragten eine schlechte Meinung über Israel, heißt in einer am Montag veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh.

Um der schlechten Meinung über Israel entgegenzuwirken, seien »Aufklärung und Wissensvermittlung schon entscheidend«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster der Jüdischen Allgemeinen. Außerdem »spielen Verbände und Vereine wie die Deutsch-Israelische Gesellschaft oder Aktion Sühnezeichen eine wichtige Rolle. Viele Kommunen und Universitäten haben zudem Partnerschaften mit israelischen Städten und Hochschulen. Sie sollten Reisen und Begegnungen dann aber auch gezielt fördern.«

Die Israelis sehen Deutschland dagegen deutlich positiver. Sorge bereitet dem Leiter der Studie, Stephan Vopel, vor allem die Einstellung junger Deutscher zu Israel. Unter den 18- bis 29-Jährigen haben 54 Prozent eine ablehnende Haltung. »Wir müssen mehr Gelegenheiten für direkte Begegnungen zwischen den Jugendlichen beider Länder schaffen«, forderte der Israel-Experte der Bertelsmann Stiftung.

Unterstützung In Israel haben laut Umfrage 68 Prozent eine gute Meinung über Deutschland, so viele wie nie zuvor. Nur knapp jeder vierte Israeli (24 Prozent) sieht Deutschland negativ. Die Mehrzahl der Israelis (84 Prozent) erhofft sich von der deutschen Bundesregierung eine politische Unterstützung ihrer Position im Nahostkonflikt. Jeder zweite Deutsche lehnt dies dagegen ab.

Auch beim Umgang mit dem Holocaust offenbart die Studie deutliche Unterschiede. So wollten 81 Prozent der Befragten die Geschichte der Judenverfolgung »hinter sich lassen« und sich gegenwärtigen Problemen widmen, erklärte die Bertelsmann Stiftung. 58 Prozent der befragten Deutschen forderten gar einen regelrechten Schlussstrich. Dies lehnten drei Viertel der Israelis ab.

Initiativen Zentralratspräsident Josef Schuster sagte: »Ich habe keine Bedenken, dass die Mehrheitsgesellschaft das Gedenken an die Schoa ablehnt. Es gibt weiterhin viele Menschen, die sich für die Erinnerung an die Schoa engagieren, sei es in kleinen Initiativen, über Stolpersteine oder Arbeit in Gedenkstätten, um nur einiges zu nennen. Das stimmt mich zuversichtlich.« Auch jenen, denen der Blick zurück unangenehm sei, ließe sich vermitteln, warum die Erinnerung so wichtig ist. Mit größerem zeitlichen Abstand zum Geschehen werde manches schwieriger, aber manches auch leichter, betonte Schuster.

Zentrale Ergebnisse der Studie waren bereits vorab von der Zeitung »Bild am Sonntag« veröffentlicht worden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte daraufhin, die Erinnerung an die Gräuel der NS-Diktatur wachzuhalten. Eltern müssten ihren Kindern vermitteln, dass es keinen Schlussstrich unter den Holocaust geben kann, sagte der Sozialdemokrat. epd

www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/deutschland-und-israel-heute

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Amtsantritt in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025