Antisemitismus

Deutsch-Israelische Gesellschaft fordert schärferes Vorgehen

Uwe Becker, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und Antisemitismusbeauftragter in Hessen Foto: picture alliance/dpa

Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Leipziger Hotel hat die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) eine schärfere Ahndung judenfeindlicher Beleidigungen gefordert. »Antisemitismus darf nicht kleingeredet werden und sollte generell unter Strafe gestellt werden«, sagte DIG-Präsident Uwe Becker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). »Der Strafbestand der Volksverhetzung greift oft nicht weit genug, um beispielsweise Beleidigungen strafrechtlich zu verfolgen.«

GIL OFARIM Der Musiker Gil Ofarim hatte in einem Video geschildert, dass ihn ein Hotelmitarbeiter am Montagabend aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Der beschuldigte Hotelmitarbeiter erstattete laut Polizei seinerseits Anzeige wegen Verleumdung. Er schilderte den Vorfall deutlich anders als der Künstler. Ofarim ist der Sohn des israelischen Musikers Abi Ofarim (1937-2018) und in Deutschland aufgewachsen.

Becker sagte: »Ich bin schockiert, dass solche antisemitischen Vorfälle überhaupt in Deutschland passieren.« Es mache deutlich, dass Antisemitismus weit über die extremen politischen Ränder verbreitet sei. »Nun ist ein Einstehen für jüdisches Leben in unserem Land und Solidarität gefordert sowie ein klares Bekenntnis zu Israel«, sagte er dem RND. »Ein Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland ist immer auch ein Angriff auf die gesamte deutsche Gesellschaft.«

STUDIERENDE Für jüdische Studierende in Deutschland ist Antisemitismus nach eigenen Aussagen Alltag. »Der antisemitische Vorfall im Westin Hotel Leipzig hat erneut gezeigt, wie verbreitet Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Milieus ist, und dass Jüdinnen und Juden mit diesem überall im Alltag konfrontiert werden«, sagte die Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion, Anna Staroselski, der »Rheinischen Post« (Donnerstag). Sie erlebten Judenhass in der Schule, Uni, U-Bahn oder auf der Straße. In den letzten Jahren gebe es einen Anstieg antisemitischer Taten und Äußerungen, wie sich etwa auf den Corona-Demonstrationen oder den antisemitischen Protesten im Mai und Juni gezeigt habe.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hotels hatten am Dienstagabend bei einer Solidaritätskundgebung vor dem Gebäude ein Banner hochgehalten, auf dem neben dem Hotelnamen auch die Flagge Israels und der islamische Halbmond zu sehen waren. Das stieß auf Kritik des Zentralrats der Juden. Bei dem Hotel gebe es offenbar wenig Bewusstsein dafür, dass Juden ein Teil der deutschen Gesellschaft seien.

Ofarim bedauerte am Mittwoch bei Bild TV, er habe von dem Hotel bislang keine Entschuldigung erhalten. Von anderen Gästen des Hotels habe er keine Unterstützung bekommen. Allerdings habe sein Video auf Instagram viele positive Reaktionen ausgelöst.

Der Davidstern ist eines der bekanntesten Symbole die mit dem Judentum verbunden werden. Obwohl das Hexagramm als jüdisches Zeichen bereits im 7. Jahrhundert vor Christus vorkommt, schmückt der Davidstern erst seit dem Mittelalter Synagogen und seit 1948 die Flagge des Staates Israel. Während des Nationalsozialismus wurde der Davidstern den Juden als Stigma (»Judenstern«) aufgezwungen. dpa

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Amtsantritt in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025