Solidarität

»Den Realitäten nicht gerecht«

Israel hat in der deutschen Öffentlichkeit einen schweren Stand, auch in Duisburg Foto: dpa

Der Zentralrat der Juden in Deutschland warnt vor einer wachsenden einseitigen Parteinahme gegen Israel. In der deutschen Öffentlichkeit und den Medien gäbe es zunehmend den Versuch, den jüdischen Staat alleine für die Eskalation der Lage im Nahen Osten und die Situation der palästinensischen Bevölkerung im Gaza-Streifen verantwortlich zu machen. Dies werde aber den Realitäten nicht gerecht und dürfe nicht ohne Widerspruch hingenommen werden, heißt es in einer gemeinsamen Resolution von Präsidium und Direktorium des Zentralrats, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde.?
Der geplante gemeinsame Antrag der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen für eine sofortige Aufhebung der Gaza-Blockade sei keine Lösung, um den Waffenschmuggel zu unterbinden. Dahinter stehe auch keine umfassende Strategie, die die Sicherheitsinteressen Israels wahre und die Lage der Palästinenser in Gaza verbesser. Auch sei der Antrag keine Hilfe im Kampf gegen die internationale Terrororganisation Hamas. Somit widerspreche das Parlament dem strategischen Interesse der Bundesrepublik nach einem dauerhaften Frieden in Nahost, heißt es im Zentralrats-Beschluss. Die Ereignisse um die »Gaza-Solidaritätsflotte« und vor allem die tragischen Opfer des Militäreinsatzes müssten allerdings rückhaltlos aufgeklärt werden. Erst wenn alle Details bekannt seien, könnten legitime Forderungen auf den Tisch kommen.

Der Wortlaut der Erklärung:

Die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten erfüllen uns mit großer Sorge. Der in Teilen der Öffentlichkeit und den Medien teilweise erkennbare Versuch, Israel alleine für die neuerliche Eskalation der Lage im Nahen Osten und die schwierige Situation nicht nur der palästinensischen Bevölkerung im Gaza-Streifen verantwortlich zu machen, wird den Realitäten nicht gerecht und darf nicht ohne Widerspruch hingenommen werden.

Die Ereignisse um die »Gaza-Solidaritätsflotte« und vor allem die tragischen Opfer des Militäreinsatzes verlangen eine rückhaltlose und umfassende Aufklärung der Ereignisse. Zu viele wichtige Details liegen noch im Dunkeln, und die Wahrheit wird ans Tageslicht kommen. Erst dann können Urteile ausgesprochen und legitime Forderungen für die Zukunft formuliert werden.
Der geplante interfraktionelle Antrag der Parteien CDU/CSU, FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie der Einzelantrag der Partei »Die Linke« basieren auf einer unvollständigen Informationslage und einem Gemisch von Halbwahrheiten und Vorurteilen in der Öffentlichkeit. Sie sind eine einseitige Parteinahme gegen Israel. Dieses Verhalten ist beispiellos in der Geschichte der Freundschaft der Bundesrepublik Deutschland und Israel und verschärft den Konflikt im Nahen Osten, statt eine Friedensperspektive zu ermöglichen.

Der Forderung nach einer sofortigen Aufhebung der Gaza-Blockade wird keine umsetzbare Lösung zur Verhinderung des Waffenschmuggels über die Landes- und Seegrenzen hinweg gegenübergestellt. Auch ist eine umfassende Strategie zur Gewährleistung der legitimen Sicherheitsinteressen des Staates Israel einerseits und der Verbesserung der Lebenssituation der Palästinenser in Gaza andererseits sowie der wirksamen Bekämpfung der internationalen Terrororganisation Hamas nicht erkennbar.

Entgegen anderslautender Erklärungen ist und bleibt die Hamas kein Partner für den Frieden. Mit den anstehenden Resolutionen im Deutschen Bundestag werden keine Handlungsalternativen aufgezeigt oder praktische Verantwortung für die Sicherheit in der Region übernommen. Damit widerspricht der Deutsche Bundestag dem strategischen Interesse der Bundesrepublik Deutschland nach einem dauerhaften Frieden und Stabilität im Nahen Osten. ja

New York

Iran-Sanktionen rücken nach Abstimmung im UN-Sicherheitsrat näher

Das Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe steht vor dem Aus. Eine Abstimmung des UN-Sicherheitsrats macht neue Sanktionen gegen den Iran nun wahrscheinlicher

 19.09.2025

Kassel

Beschwerde gegen Rüstungsausfuhr an Israel abgewiesen

Ein Palästinenser wollte in einem Eilverfahren gerichtlich gegen Genehmigungen von Rüstungsgüter-Lieferungen nach Israel vorgehen. Er scheiterte nun auch vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof

 19.09.2025

New York

Iran legt neuen Vorschlag im Atomstreit vor

Irans Vizeaußenminister kündigt Konsequenzen an, sollte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen den Iran wieder einsetzen. Was das bedeuten könnte

 19.09.2025

Berlin

Deutschland prüft Hilfe für Palästinenser im Westjordanland

Eine Soforthilfe von 30 Millionen Euro soll Gehälter von Ärzten und Lehrerinnen sichern, sagt Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan

 19.09.2025

Berlin

NS-Raubkunst: Richter für neues Schiedsgericht benannt

Die Nazis raubten Hunderttausende Kunstgegenstände von den Menschen, die sie drangsalierten, verfolgten und ermordeten. Eine neue Institution soll die Rückgabe erleichtern

 19.09.2025

München

Zurück in der Reichenbach

Nach umfangreicher Renovierung wurde die Synagoge feierlich wiedereröffnet. Für viele Gemeindemitglieder war dies ein emotionaler Moment – gerade vor den Hohen Feiertagen

von Katrin Richter  19.09.2025

Meinung

Juden und die Bundeswehr: Zwischen den Fronten

Eine jüdische Perspektive auf den Wehrdienst in Deutschland kann nicht losgelöst von der Geschichte betrachtet werden

von Ron Dekel  19.09.2025

Neuerscheinung

Der völkische Antikapitalist

Björn Höckes Rhetorik erinnert strukturell an den antisemitischen Antikapitalismus der antiliberalen »Konservativen Revolution« und der Nationalsozialisten. Der Journalist Frederik Schindler analysiert in seinem neuen Buch über den Thüringer AfD-Chef dessen Weltbild. Ein Auszug

von Frederik Schindler  19.09.2025

Tel Aviv

»Du verfluchter Zionist!«: Constantin Schreiber wird beleidigt und bedroht

Der frühere Tagesschau-Sprecher wundert sich in einem Zeitungskommentar darüber, woher viele der Beleidigungen kommen: von links

 19.09.2025