Frankfurt am Main

De Maizière: Juden sollen sich sicher fühlen

(v.l.) Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Journalistin Esther Schapira und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn bei einer Veranstaltung der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums. Foto: Rafael Herlich

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat Verständnis für Sorgen in der jüdischen Gemeinschaft vor zunehmendem Antisemitismus durch Flüchtlinge aus arabischen Ländern geäußert.

»Wir möchten in einem Land leben, in dem sich Juden sicher fühlen, auch ohne Polizei«, sagte de Maizière am Dienstagabend in Frankfurt am Main. Er wolle sich nicht daran gewöhnen, dass vor jeder Synagoge und vor jeder jüdischen oder israelischen Einrichtung in Deutschland Polizei steht.

De Maizière sprach bei einer Veranstaltung der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Salomon Korn, über die Sicherheitslage der Juden in Deutschland und die Auswirkungen der großen Zahl von Flüchtlingen aus islamischen Ländern.

Flüchtlinge Zunehmende Besorgnisse in jüdischen Gemeinden führte Korn darauf zurück, dass viele Flüchtlinge aus Ländern kämen, in denen Feindschaft gegen Juden und Israel indoktriniert worden sei. Anders als den türkischstämmigen Muslimen in Deutschland sei ihnen ein »aufgeklärter Islam« fremd.

De Maizière sagte, die 8000 Salafisten in Deutschland machten ihm mehr Sorgen als der Einfluss muslimischer Flüchtlinge. So spiele für afghanische Flüchtlinge der Nahost-Konflikt keine Rolle. Der CDU-Politiker verwies zudem auf andere »importierte« Konflikte und nannte als Beispiele Auseinandersetzungen zwischen Syrern und Jesiden sowie das Kurdenproblem.

Im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt 2014 hatten nach de Maizières Angaben sowohl Propagandadelikte als auch Straftaten mit antisemitischem Hintergrund deutlich zugenommen. 2015 sei jedoch nach vorläufigen Zahlen ein Rückgang bei judenfeindlichen Propaganda- und Strafdelikten zu verzeichnen. Diese Entwicklung schließe das zweite Halbjahr mit den hohen Flüchtlingszahlen ein, argumentierte der Minister. Er kündigte an, dass ab 2017 auch Straftaten gegen Muslime gesondert in der Kriminalstatistik erhoben werden. Damit werde einem Wunsch der Islamverbände entsprochen.

Integration
Korn sagte, im Unterschied zu der Einreise jüdischer Kontingentflüchtlinge, die nach 1990 aus der Sowjetunion nach Deutschland kamen, werde die Integration von Muslimen aus der Nahost-Region erst in der zweiten oder dritten Generation gelingen.

Die Menschen kämen aus einem anderen Kulturkreis, einer anderen Religion und mit einer anderen Geschichte, argumentierte Korn.

Auch de Maizière räumte ein, dass die Integration der Flüchtlinge mehrere Generationen dauern werde. Dabei müssten die Deutschen das freiheitliche Gesellschaftsmodell selbstbewusst vertreten. Muslime fänden einen guten Christen und einen guten Juden überzeugender als jemanden, der an nichts glaube. »Wenn wir fröhlich unseren Glauben bekennen, ist das für die Integration am besten, und wir sollten nicht so tun, als wollten wir niemanden provozieren«, warb der Protestant de Maizière. Zur Leitkultur in Deutschland gehörten nicht nur die Grundrechte.

Auch die Bewältigung der Folgen von Auschwitz, das besondere Verhältnis zu Israel und die Staat-Kirche-Beziehungen in der Bundesrepublik seien Teil davon. epd

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025