Syrien

Das Ende der ruhigen Front

Noch sind es Spekulationen. Doch mittlerweile werden diese von einigen anonymen Quellen bestätigt und selbst von der Regierung in Jerusalem nur noch halbherzig geleugnet: Angeblich hat Israel in den vergangenen Tagen verschiedene Ziele in Syrien beschossen. Am frühen Sonntagmorgen soll es in der Hauptstadt Damaskus heftige Explosionen gegeben haben. Die syrische Nachrichtenagentur erklärte: »Israel hat angegriffen«. Jerusalem verlegt zwei seiner Raketenabwehrsysteme »Eiserne Kuppel« in den Norden.

In den israelischen Medien überschlagen sich die Nachrichten in diesen Stunden. Die linksliberale Haaretz richtet einen Live-Blog ein, in dem Reporter stündlich von den Geschehnissen berichten. Fast alle machen auf ihren Homepages mit dem vermeintlichen Beschuss auf: Yedioth Ahronoth, Times of Israel und die Jerusalem Post. Der frühere Militär-Geheimdienstchef Amos Yadlin sagt im Armeeradio: »Das, was wir in Syrien sehen – sollte es tatsächlich stattgefunden haben –, zeugt von großen Fähigkeiten des Geheimdienstes und Militärs.«

Fateh-100-Raketen Am Freitag bereits vermelden die Medien Gerüchte über den ersten Beschuss eines Waffenkonvois, der für die libanesische Terrororganisation Hisbollah bestimmt gewesen sein soll. Westliche Geheimdienste erklären, es habe sich dabei um hochentwickelte und zielgenaue »Fateh-110-Raketen« gehandelt. Am Sonntagmorgen dann soll das militärische Forschungszentrum Jamraya in der Nähe von Damaskus von der israelischen Luftwaffe (IAF) ins Visier genommen worden sein.

In der regierungsnahen Tageszeitung Israel Hayom findet sich kein einziger Artikel zu einem etwaigen Angriff, das Pressebüro der Regierung verschickt Informationen über Benjamin Netanjahus Anwesenheit bei einer Straßeneinweihung. Auch der Abflug zu seiner geplanten fünftägigen Reise nach China am Sonntagabend wird erwähnt. Bei der wöchentlichen Kabinettssitzung sagt er, dass er Israels Sicherheit verpflichtet sei. Zu Syrien kein Wort.

Die Armee gibt ebenfalls bislang keinen Kommentar ab, sondern erklärt nur kurz zu den Verschiebungen der zwei Raketenabwehrsysteme in die Nähe von Haifa und Safed, »dass die Einheiten von Zeit zu Zeit an anderen Plätzen eingesetzt werden und sich nun im Norden befinden«.

Luftraum Allerdings wird eine geplante nationale Übung des Heimatfront-Kommandos verschoben, der Luftraum im Norden des Landes gesperrt. Kommentatoren sind sich sicher, dass dies aufgrund der Front im Norden geschieht, die »nun nicht mehr ruhig bleiben wird«. US-Präsident Barack Obama gibt zudem am Samstag Anlass zu Spekulationen, als er betont, Israel habe das Recht, Waffentransporte an die Hisbollah zu vereiteln.

Zum ersten Mal äußert sich ein Regierungsmitglied am frühen Abend. Es ist der stellvertretende Verteidigungsminister Danny Danon. »Der Staat Israel schützt seine Interessen und wird dies auch weiterhin tun. Weder bestätige noch widerlege ich hiermit die Berichte.«

Natürlich verurteilt der Iran »eine israelische Attacke gegen Syrien« und fordert die Länder in der Region auf, gegen die Aktion vorzugehen. Auch Ägyptens Präsident Mohammed Mursi sagt, er verurteile den Angriff. Der noch regierende Präsident Syriens, Baschar al-Assad, lässt vermelden: »Dieser neue israelische Angriff ist ein Versuch, die Moral der Rebellen zu stärken, die von unserer noblen Armee hart getroffen wurden.« Die lassen durch ihren Sprecher erklären, dass sie den israelischen Anschlag ablehnen und nichts damit zu tun haben.

sicherheitsrat Am Sonntagnachmittag legt Syriens Regierung Beschwerde beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der Begründung ein: »Israels Aggression hat mehrere Tote und Verletzte gefordert und großflächige Zerstörung angerichtet«.

Auf die Frage, ob es wahrscheinlich ist, dass Damaskus zurückschlagen und Israel attackieren wird, antwortete Sicherheitsexperte Yadlin mit »Nein«. Das syrische Regime stünde durch die Gefechte mit den Rebellen unter einem extremen Druck. »Ein Angriff auf uns würde die Gefahr für Assad erhöhen. Und die Aufständischen hassen ihn viel mehr, als sie Israel hassen.«

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025