Wahl

»Damit hat niemand gerechnet«

Stolzer Sieger: Peter Feldmann nach dem Ergebnis der Stichwahl vom Sonntag Foto: ddp

Viele Wochen konzentrierter Wahlkampf liegen hinter ihm. Doch am Sonntagabend konnte sich Peter Feldmann einfach gehen lassen. »Das ist der absolute Hammer«, rief der designierte Oberbürgermeister von Frankfurt/Main mehrmals aus. Mit unglaublichen 57,4 Prozent besiegte der Sozialdemokrat Feldmann in der Stichwahl den Favoriten Boris Rhein (CDU), der nur auf 42,6 Prozent kam. Nun wird Feldmann Nachfolger der beliebten Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU), deren Amtszeit am 30. Juni endet.

Feldmann, der zur SPD-Linken zählt und 2007 einer der Gründer des Arbeitskreises Jüdischer Sozialdemokraten war, wurde vor zwei Wochen als zweitstärkster Kandidat unter allen Bewerbern gewählt. Dass er in der dann fälligen Stichwahl große Teile der Linken- und Grünen-Wähler auf sich vereinen konnte, hat sogar ihn selbst überrascht. »Ich habe damit nicht gerechnet. Damit hat – mit Verlaub – gar niemand gerechnet«, erklärte Feldmann am Sonntagabend mit heiserer Stimme.

vorgänger Es ist zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik, dass die Mainmetropole von einem jüdischen Politiker regiert wird. In der Weimarer Republik, von 1924 bis 1933, war mit Ludwig Landmann von der liberalen Deutschen Demokratischen Partei schon mal ein Jude Oberbürgermeister von Frankfurt gewesen. Projekte wie der Bau des Waldstadions und die Anlage des Flughafens gehen auf Landmann zurück.

Feldmann musste in seinem Wahlkampf gegen den bedeutend größeren Bekanntheitsgrad seines Gegners, des hessischen Innenministers Boris Rhein, kämpfen. »Ich stehe für Inhalte. Der Herr Minister aus Wiesbaden für Posen«, hatte Feldmann vor der Wahl in der Jüdischen Allgemeinen erklärt. »Ich verpflichte mich für den Kampf gegen Kinderarmut, gegen Wohnungsnotstand, gegen Ausgrenzung der Senioren, für Internationalität und für Bildung.«

Dass Feldmann Jude ist, spielte im Wahlkampf keine Rolle. »Es ist gerade eine Stärke unserer offenen, bürgerlichen und liberalen Stadt, dass dieser Punkt überhaupt kein Thema ist«, so Feldmann. »Religion ist für mich sehr wichtig, aber Privatangelegenheit.« ja

Tel Aviv/Birmingham

Ex-Geisel zu Ausschluss von Maccabi-Fans: »Schämt euch!«

Emily Damari kritisiert den Ausschluss von Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv vom Europacupspiel bei Aston Villa. Sie spricht von einer »unerhörten Entscheidung«

 17.10.2025

Berlin/Ankara

Wadephul setzt auf Wiederannäherung von Türkei und Israel

Der deutsche Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Ankara eingetroffen. Er sieht sich in einer Rolle der klassischen Diplomatie. Das gilt auch für das schwierige Verhältnis des Gastgebers zum jüdischen Staat

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts.

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

München

Wegen »Hitlergruß«-Collage: AfD-Mann Bystron verurteilt

Der Politiker teilt eine Fotomontage in sozialen Medien. Zu sehen: unter anderem Angela Merkel mit erhobenem Arm und ausgestreckter Hand

 17.10.2025

New York

Bürgermeisterkandidat bezichtigt Israel eines Völkermords

Der Demokrat Zohran Mamdani will das Land außerdem »nicht als jüdischen Staat« anerkennen

 17.10.2025

Interview

»Völkermörder!«: Nach dem Linken-Eklat in Neukölln - Jetzt spricht Bat Yams Bürgermeister

Bat Yams Bürgermeister Tzvika Brot wurde bei einem Besuch in Berlin-Neukölln von Fraktionschef der Linkspartei als Völkermörder beschimpft. Im Interview spricht er über den Vorfall und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und israelischen Kommunen

von Detlef David Kauschke  17.10.2025

Reisen

Israelischer Reisepass verliert an Wert

Visafrei können Israelis in nur noch 165 Staaten der Welt reisen. Wie sieht es mit den Inhabern deutscher Pässe aus?

 17.10.2025

Washington D.C.

»Ich liebe Hitler«: Antisemitismus-Skandal bei »Jungen Republikanern«

In nun veröffentlichten Chats wird der Holocaust verharmlost, die Sklaverei verteidigt und Gewalt gegen politische Gegner befürwortet

 17.10.2025

Großbritannien

Starmer kritisiert Fanverbot für Maccabi Tel Aviv: »Falsche Entscheidung«

»Wir werden Antisemitismus auf unseren Straßen nicht tolerieren«, versichert der Premierminister

von Imanuel Marcus  17.10.2025