USA

Charlie Kirk warnte Netanjahu: »Israel verliert den Informationskrieg«

Charlie Kirk, Minuten vor seiner Ermordung Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Der konservative US-Aktivist Charlie Kirk, der Anfang September bei einem Auftritt in Utah erschossen wurde, hatte wenige Monate zuvor einen eindringlichen Brief an Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verfasst. Darin warnte er vor einem dramatischen Anstieg der antiisraelischen Stimmung in den USA und forderte eine grundlegende Kommunikationsstrategie, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Das berichtet die »New York Post«, der das Schreiben vorliegt.

Kirk, Gründer der einflussreichen Jugendorganisation Turning Point USA, schilderte Netanjahu in dem Brief vom 2. Mai, er beobachte »antiisraelische und antisemitische Trends« in sozialen Netzwerken auf einem historischen Höchststand. »Meiner Meinung nach verliert Israel den Informationskrieg und braucht eine Kommunikations-Intervention«, schrieb er. Das Anliegen entspringe »tiefer Liebe zu Israel und zum jüdischen Volk«.

Wie die »New York Post« weiter meldet, beschwerte sich Kirk, er habe an US-Universitäten immer wieder Israel verteidigt – teilweise, so der 31-Jährige, »stärker als es Ihr Büro getan hat«. Er listete eine Reihe von Anschuldigungen auf, mit denen er konfrontiert worden sei: Vorwürfe von »Apartheid« bis hin zu Verschwörungstheorien über den 11. September. Dass Israel dem nicht entschieden genug entgegentrete, bezeichnete Kirk als »fünffachen Feueralarm«.

Vorschläge für Kampagnen

Konkret empfahl er Netanjahu eine professionelle, schnelle Reaktion auf Falschmeldungen in sozialen Netzwerken – ähnlich wie es das Team von Donald Trump während dessen Präsidentschaft praktiziert habe. Zudem regte er die Gründung eines »Israel Truth Network« an, das Fakten zu Gaza und zur israelischen Politik gebündelt verbreiten sollte.

Lesen Sie auch

Kirk ging in seinem Schreiben sogar ins Detail: Ehemalige Geiseln aus Gaza könnten auf US-Tournee geschickt werden, um aus erster Hand über Hamas-Verbrechen zu berichten. Israelis unterschiedlicher Herkunft – Juden, Araber, Drusen, Religiöse und Säkularisierte – sollten in einer Social-Media-Kampagne darüber sprechen, was sie an ihrem Land schätzen. Sein Slogan-Vorschlag: »Dude, you got us wrong!« (»Mann, du verstehst uns nicht!«)

Auch die Bedrohung durch den Iran müsse Israel viel stärker in den Vordergrund stellen, da konservative Amerikaner zwar grundsätzlich pro-israelisch eingestellt seien, aber fürchteten, die USA könnten in einen Krieg hineingezogen werden.

Schwindende Unterstützung

»Wenn Sie nicht zurückschlagen, füllen Antisemitismus und antiisraelische Propaganda das Vakuum«, warnte Kirk. Die Folge werde weniger politische und militärische Unterstützung aus den Vereinigten Staaten sein.

Netanjahu hatte das Schreiben am 18. September erstmals erwähnt – kurz nach Kirks Ermordung, als Verschwörungstheorien aufkamen, Israel habe mit der Tat etwas zu tun. Der Regierungschef nannte solche Anschuldigungen »monströs«.

Kirk war am 10. September bei einem Auftritt an der Utah Valley University erschossen worden. Der mutmaßliche Täter, ein 22-jähriger Mann, wurde binnen 36 Stunden gefasst und soll sich Ende Oktober vor Gericht verantworten. im

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025