Justiz

»Buchhalter von Auschwitz« ist tot

Oskar Gröning 2015 vor dem Landgericht Lüneburg Foto: dpa

Der ehemalige SS-Mann Oskar Gröning ist laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel« tot. Der als »Buchhalter von Auschwitz« bekannte Gröning sei bereits am Freitag im Alter von 96 Jahren gestorben, berichtete das Magazin am Montagabend.

Die Staatsanwaltschaft Hannover habe ein entsprechendes Schreiben von Grönings Anwalt erhalten, sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch Grönings Anwalt bestätigte dem epd, die Staatsanwaltschaft entsprechend informiert zu haben.

Verurteilung
Gröning war im Juli 2015 vom Landgericht Lüneburg wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen im Vernichtungslager Auschwitz zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Er hatte ein Gnadengesuch an die niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza (CDU) gestellt, über das die Ministerin bis Ende dieser Woche entscheiden wollte.

Gröning war verurteilt worden, ohne dass ihm eine konkrete Tötung nachgewiesen wurde. Er habe durch das Bewachen von Gepäck und das Verwalten der Gelder der Gefangenen die Morde gefördert, hieß es in dem Urteil, das seit September 2016 rechtskräftig ist.

Mitte Januar hatte die Staatsanwaltschaft Lüneburg ein Gnadengesuch Grönings abgelehnt, mit dem er einen Haftantritt abwenden wollte. Davor hatte das Bundesverfassungsgericht nach Grönings Beschwerde einen Haftaufschub abgelehnt.

auschwitz-komitee Nach dem Tod von Oskar Gröning haben Auschwitz-Überlebende den Stellenwert des rechtskräftigen Urteils gegen den früheren SS-Mann betont. »Der Tod Oskar Grönings führt den Auschwitz-Überlebenden noch einmal die Bedeutung des Lüneburger Auschwitz-Prozesses vor Augen, vor allem aber die Tatsache, dass das in Lüneburg gesprochene Urteil vom Bundesgerichtshof höchstrichterlich anerkannt wurde, bleibt für sie eine große Genugtuung«, sagte Christoph Heubner von Internationalen Auschwitz Komitee am Dienstag.

Heubner sagte, das Urteil gegen Gröning sei ein später Ausdruck deutscher Suche nach juristischer Gerechtigkeit. Für die Überlebenden sei Gröning einer der ganz wenigen Angehörigen der SS gewesen, der sich auf den Weg gemacht habe, öffentlich die Wahrheit über Auschwitz zu sagen.

»Gerade diese Haltung, die dennoch im Blick auf seine persönliche Verantwortung und seine Entscheidungen halbherzig blieb, macht noch einmal deutlich, dass der übergroße Teil der SS-Täter und Mittäter von Auschwitz weder ein Unrechtsempfinden besessen hat, noch sich je vor einem deutschen Gericht hat verantworten müssen.« epd

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza

Das Problem mit der Entwaffnung

Die Hamas weigert sich strikt, die Waffen niederzulegen. Was Zustimmung in der palästinensischen Bevölkerung findet und den Friedensplan stocken lässt

 21.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025