Einpruch

Bringt sie endlich vor Gericht!

Efraim Zuroff Foto: Marco Limberg

Einpruch

Bringt sie endlich vor Gericht!

Efraim Zuroff will nicht noch mehr Listen, sondern Strafverfolgung von NS-Verbrechern

von Efraim Zuroff  26.05.2015 14:19 Uhr

Vergangene Woche sorgte die Meldung für Aufsehen, dass das polnische Institut für Nationales Gedenken eine Liste mit den Namen aller rund 8700 Männer und Frauen veröffentlichen will, die im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau Dienst taten. Die Meldung wurde verbreitet, denn das mediale Interesse an NS-Kriegsverbrechern steigt mit deren Alter.

Zum Beispiel der in Lüneburg laufende Prozess gegen Oskar Gröning, der als »Buchhalter von Auschwitz« gilt. Der erfährt eine weit größere mediale Aufmerksamkeit, als durch Grönings Position im KZ gerechtfertigt wäre. In seinem Fall spielt es eine bedeutende Rolle, dass er eingeräumt hat, welche Grausamkeiten er mitzuverantworten hatte – das ist in der Geschichte der Prozesse gegen NS-Täter eine Ausnahme.

justiz Was aber – nicht nur in diesen Tagen – fehlt, ist ein Interesse der Medien an Hintergründen, an Recherche oder an Analyse. Keiner der Berichte, die ich über die polnische Initiative las, stellte die wichtigste Frage, die in diesem Zusammenhang gestellt werden muss: Welche Rolle spielen Deutschland und die deutsche Justiz dabei?

Nachdem John Demjanjuk, ein früherer KZ-Wachmann in Sobibor, 2011 in München wegen Beihilfe zum Mord in Tausenden Fällen verurteilt worden war, teilte die »Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen« in Ludwigsburg mit, dass ihr 50 Personen bekannt sind, die in KZs dienten und gegen die nie Anklage erhoben worden war. Die überwiegende Mehrheit von ihnen lebte noch in Deutschland. In jüngerer Zeit kamen weitere Meldungen über Dutzende von Untersuchungen hinzu, in denen die Zentrale Stelle Strafverfolgung empfahl.

Die Namen, die das polnische Institut veröffentlichen will, sind längst bekannt. Es wäre nicht mehr als eine Kopie der Arbeit, die die Stelle in Ludwigsburg geleistet hat. Wichtig ist aber das, was daraus folgt: die Strafverfolgung.

Der Autor ist Direktor des Simon Wiesenthal Center in Jerusalem.

Deutschland

Rechtsextremismus beunruhigt Deutsche stärker als Zuwanderer

Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu, während die Angst vor Rechtsextremismus bei Deutschen ohne Migrationshintergrund besonders hoch ist. Was verrät die neue KAS-Studie noch?

 09.12.2025

Medien

Äußerst ungewöhnlicher Schritt: Irans Staatssender gesteht Fehler bei Kriegsberichterstattung ein

Nach dem Krieg gegen Israel gesteht der Präsident des iranischen Staatssenders eine Falschmeldung ein. Die Hintergründe

 09.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 09.12.2025

Naher Osten

Bericht: Keine Rolle für Tony Blair bei Gaza-Friedensrat

Anstelle Blairs ist der bulgarische Diplomat und ehemalige Nahostgesandte Nickolay Mladenov im Gespräch, wie die »Financial Times« vermeldete

 09.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seiner Antrittsreise in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025