Einspruch

Boykott light

Pax Christi will einen »gerechten Frieden in Palästina und Israel« erzwingen, indem Produkte aus dem Westjordanland und Ost-Jerusalem nicht mehr als israelisch deklariert werden dürfen. Im Zuge dieses »Boykott light« sollen Verbraucher selbst entscheiden, ob sie etwa Gemüse aus »illegalen Siedlungen« kaufen wollen – denn »Besatzung schmeckt bitter«. Lassen wir den bitteren Beigeschmack mal weg, den es verursacht, wenn ausgerechnet eine deutsche Friedensorganisation sich voller Eifer darauf stürzt, Produkte von Israelis zu selektieren, in Gut und Böse einzuteilen.

Frieden Einen »gerechten Frieden« kann auch eine Lobbygruppe der katholischen Kirche nicht diktieren. Er muss in Verhandlungen erreicht werden. Pax Christi aber erklärt jedes einzelne israelische Haus jenseits der Grünen Linie sowie den kompletten Ostteil Jerusalems zur illegalen Siedlung. Damit ergreift die Gruppe einseitig und eindeutig Partei. Pax Christi ignoriert sämtliche Grundlagen, auf denen Israelis und Palästinenser verhandelt haben. Wer sich glaubwürdig für Frieden einsetzen will, kann nicht einfach ignorieren, dass jede friedliche Einigung einen Gebietsaustausch vorsehen wird. Der formale Verweis aufs Völkerrecht dient nicht dem Frieden. Er ist das Feigenblatt für anti-israelische Propaganda.

Am meisten schadet die Initiative aber nicht der israelischen Regierung, sondern Menschen, denen sie angeblich nutzen soll. Ohne die im Westjordanland angesiedelten israelischen Betriebe ginge es vielen palästinensischen Familien nicht besser, sondern schlechter: Denn Palästinenser sind in vielen dieser Betriebe angestellt. Ihre Jobs hängen am Export.

Jede Kartoffel, jedes Sprudelwassergerät, jede Melone, die in Europa nicht verkauft wird, weil europäische Verbraucher sich an der Supermarktkasse scheinbar für einen »gerechten Frieden in Palästina« einsetzen, schadet real existierenden Palästinensern. Aber die haben deutsche Friedensfreunde ja noch nie wirklich interessiert.

Der Autor ist Chef vom Dienst beim »Kölner Stadt-Anzeiger«.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  30.11.2025

Deutschland

Massive Proteste gegen neuen AfD-Nachwuchs 

Die AfD organisiert ihren Nachwuchs - Gießen erlebt den Ausnahmezustand. Zehntausende haben sich nach Mittelhessen aufgemacht, um die Gründung der Generation Deutschland zu verhindern

von Christian Schultz  30.11.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  30.11.2025

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Dokumentation

»Sie sind nicht alleine!«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hielt bei der Ratsversammlung des Zentralrats der Juden die traditionelle Gastrede

von Wolfram Weimer  30.11.2025

Gemeinden

Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagt in Frankfurt

Das oberste Entscheidungsgremium des jüdischen Dachverbands kommt einmal im Jahr zusammen

 30.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  29.11.2025