Gedenken

Berliner wollen Margot Friedländer ehren

Margot Friedländer (1921 - 2025) Foto: picture alliance/dpa/AFP Poll

Wie soll Berlin an Margot Friedländer erinnern? Schon gibt es Vorschläge, einen Platz nach ihr zu benennen, eine Schule und eine Straße in Kreuzberg. Der Senat will sich bald damit beschäftigen.

Parteiübergreifend besteht in Berlin Einigkeit darüber, an Margot Friedländer in ihrer Heimatstadt sichtbar zu erinnern. Unklar ist noch, wie und wo. Die Holocaust-Überlebende und Berliner Ehrenbürgerin ist am 9. Mai im Alter von 103 Jahren gestorben. Inzwischen gibt es Vorschläge, eine Schule in Neukölln nach ihr zu benennen, einen Platz in Charlottenburg oder eine Straße in Kreuzberg – oder sie mit einem Denkmal zu würdigen.

»Am 9. Juli findet eine Trauerfeier in der Philharmonie statt, wir nehmen uns die Zeit zur Trauer und zum Gedenken an Margot Friedländer«, sagte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) auf dpa-Anfrage. 

Senat will über einen passenden Ort beraten

Nach der Trauerzeit werde der Senat in enger Abstimmung mit der Margot-Friedländer-Stiftung über ein würdiges Erinnern entscheiden. »Also auch über einen Ort, der die Erinnerung an Margot Friedländer und ihre Mahnungen, die Geschichte niemals zu vergessen, wachhält.«

CDU und Grüne in Charlottenburg-Wilmersdorf haben sich für einen Platz am Kurfürstendamm ausgesprochen. Die Bezirksverordnetenversammlung hat den entsprechenden Antrag einstimmig beschlossen. 

»Mehrere Vorschläge liegen auf dem Tisch und nun müssen der Senat und die Bezirke einen Ort finden, der die Arbeit und die Person Margot Friedländer angemessen repräsentiert«, sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Sebastian Weise der dpa. Er zitiert Friedländers Appell »Seid Menschen«. Das sei ein Aufruf, gemeinsam Lösungen zu finden. »Und das sollten wir auf der Suche nach einem Gedenkort beherzigen.«

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf teilte mit, sich in dieser Frage abstimmen zu wollen: Angesichts der außerordentlichen Bedeutung Margot Friedländers werde es die Senatskanzlei um Klärung bitten.

SPD ist für eine Umbenennung der Skalitzer Straße

Denn die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus hat den Senat aufgefordert, die Skalitzer Straße in »Margot-Friedländer-Straße« umzubenennen. Die grüne Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann kann der Idee einiges abgewinnen.

»Es darf kein Wettstreit oder Rennen zum Gedenken an diese große Frau geben«, warnte sie aber. »Ein würdiges Gedenken findet gemeinsam und respektvoll statt. Es kann an mehreren Orten in der Stadt passieren. Die Skalitzer Straße wäre ein guter Ort, um an Margot Friedländer zu erinnern.«

Friedländer lebte ab 1941 in der Skalitzer Straße, zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder, die Anfang 1943 von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz deportiert wurden. Margot Friedländer tauchte unter, wurde später verhaftet und kam ins Konzentrationslager Theresienstadt. Als einzige in ihrer direkten Familie überlebte sie den Holocaust. 

Margot Friedländer lebte als Kind in Neukölln

Anfang der 1920er hatte sie als Kind mit ihrer Familie in der Geygerstraße in Neukölln gelebt. Die SPD in Neukölln hat daher in einem Antrag im Bezirksparlament vorgeschlagen, eine Schule im Bezirk nach Friedländer zu benennen. Auch die Forderung nach einem Denkmal gibt es: Eine Online-Petition auf der Plattform change.org haben mehr als 50.000 Unterzeichner unterstützt.

Friedländer, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA emigriert war, kam im hohen Alter zurück nach Berlin. In zahllosen Veranstaltungen etwa an Schulen setzte sie sich für Menschlichkeit und Demokratie, gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und gegen Hass ein. dpa

Nahost

Karin Prien: Iran einer der schlimmsten Schurkenstaaten

Die Bundesbildungsministerin mit jüdischem Familienhintergrund betont mit Blick auf den Krieg in Nahost Israels Recht auf Selbstverteidigung. Sie nennt den Iran ein »verbrecherisches System«

 17.06.2025

Kommentar

Der »Spiegel« ist nicht lernfähig

Deutschland dürfe »nicht erneut« zu Israels Angriffen schweigen, fordert Thore Schröder in einem Artikel. Wenn es um den jüdischen Staat geht, hat Realitätsverweigerung bei dem Hamburger Magazin System

von Ralf Balke  17.06.2025

Angriffe gegen Mullah-Regime

Merz: Israel macht im Iran »die Drecksarbeit für uns alle«

Der Bundeskanzler wurde bei einem Auftritt im ZDF ungewöhnlich deutlich

 17.06.2025

Berlin

Antimuslimischer Rassismus trifft Frauen besonders stark

Übergriffe auf Menschen, die Muslime sind oder als solche wahrgenommen werden, haben nach Aussage von Mitarbeitern von Beratungsstellen ein alarmierendes Ausmaß erreicht

 17.06.2025

Washington D.C.

Trump will »echtes Ende« für iranisches Atomprogramm

Der Iran hätte den bisherigen Verhandlungsvorschlag annehmen sollen, schreibt der US-Präsident

 17.06.2025

Judenhass in Brandenburg

Hausverbot für Juden und Israelis

Die Polizei ermittelt Geschäften »Yörük I« und »Yörük II« in Brandenburg

 17.06.2025

Calgary/Washington D.C.

Trump offen für Putin als Vermittler in Israel-Iran-Krieg

Wladimir Putin führt seit 2022 einen Eroberungskrieg gegen die Ukraine. Nun bietet sich der Aggressor selbst als Friedensstifter im Konflikt zwischen Israel und dem Terrorsponsor Iran an. Einer hält die Idee für gut

 17.06.2025

Berlin

Deutsch-Israelische Literaturtage abgesagt

Der Krieg zwischen Israel und Iran erreicht das Berliner Kulturprogramm

 17.06.2025

Berlin

Leo Baeck Institut feiert 70-jähriges Bestehen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält ein Grußwort und spricht darin auch über den zunehmenden Antisemitismus

 17.06.2025