Bergen-Belsen

»Eine Hölle eingerichtet von Menschen«

Foto: imago images / ecomedia/robert fishman

Holocaust-Überlebende und ihre Angehörigen aus 16 Ländern haben sich in Bergen-Belsen zu einer Gedenkveranstaltung getroffen. Sie legten Blumen nieder in Erinnerung an die mehr als 52.000 Menschen, die in dem Lager in der Lüneburger Heide starben. 

Als die Briten das Konzentrationslager in der Lüneburger Heide am 15. April 1945 befreiten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. »Überall lagen Leichen«, sagte Esther-Alice Weiszfeiler kurz vor Beginn der Veranstaltung. Die heute 89-Jährige erlebte die Befreiung als Elfjährige.

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Wie die Menschen vom KZ-Personal misshandelt wurden, könne sie nicht vergessen, sagte Weiszfeiler, die in Mähren geboren wurde und heute in Israel lebt. Für die knapp 60 Überlebenden war es nach Angaben der Gedenkstätte ein Anliegen, sich nach der langen Corona-Pause persönlich zu treffen. 

Für den Zentralrat der Juden in Deutschland betonte Vizepräsident Mark Dainow, dass trotz des Holocaust nach 1945 wieder ein vielfältiges jüdisches Leben auf deutschem Boden entstanden sei. »Das symbolisiert den Überlebenswillen des jüdischen Volkes.«

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Staatssekretärin Gaby Willamowius vom niedersächsischen Kultusministerium sagte, das Gedenken an den Holocaust sei für die deutsche Gesellschaft eine »auf Dauer gestellte Demokratieaufgabe«.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) forderte die Deutschen in ihrer Rede auf, sich der schmerzvollen geschichtlichen Wahrheit über die NS-Verbrechen in den Konzentrationslagern zu stellen. Wer diese Wahrheit nicht sehen wolle oder gar leugne, handele nicht nur verantwortungslos, sondern stelle sich im Nachhinein auf die Seite der Täter, so Roth. »Bergen Belsen war eine Folterstätte, eine Hölle eingerichtet von Menschen.«

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Es gelte, »jeder Art von Antisemitismus und Relativierungsversuchen des einzigartigen Menschheitsverbrechens Holocaust mit Entschiedenheit« entgegenzutreten, ebenso Antiziganismus, Rassismus und jeder Form von Menschenfeindlichkeit, mahnte die Kulturstaatsministerin.

An dem Gedenken an die Befreiung des Lagers vor 77 Jahren nahmen rund 60 Überlebende aus 13 Ländern teil, dazu etwa 100 Angehörige. Die Überlebenden waren als Kinder im KZ Bergen-Belsen inhaftiert und sind heute zum großen Teil über 80 Jahre alt. Viele von ihnen wollten bereits zum 75. Jahrestag der Befreiung des Lagers am 15. April 2020 anreisen. Diese Feier wurde aber wegen der Corona-Pandemie mehrfach verschoben.

Die Überlebenden kamen unter anderem aus Israel, Großbritannien, Frankreich, Kanada und Polen sowie aus den USA, der Schweiz und der Slowakei. Bei der Zeremonie unter freiem Himmel legten sie an der Inschriftenwand der Gedenkstätte Blumen und Kränze und nach jüdischer Tradition auch kleine Steine zur Erinnerung an die Toten nieder.

In Bergen-Belsen kamen insgesamt mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene ums Leben. Zu den Todesopfern gehörte das jüdische Mädchen Anne Frank, deren Tagebuch weltbekannt wurde. Am Dienstag wollen der israelische Staatspräsident Isaac Herzog und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Gedenkstätte besuchen.

Heute ist Bergen-Belsen ein internationaler Gedenkort und eine Bildungs- und Forschungsstätte mit Dauerausstellung, Archiv, Bibliothek und einem breitgefächerten Lern- und Vermittlungsangebot. Mahnmale aus der Nachkriegszeit erinnern an die Opfer, unter ihnen das in Bergen-Belsen ermordete Mädchen Anne Frank (»Tagebuch der Anne Frank«), der Schriftsteller Jean Amery (1912-1978) oder die Musikerin Anita Lasker-Wallfisch (97). ja/epd/kna

Lesen Sie mehr dazu in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

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