Frankfurt am Main/Tel Aviv/Toronto

Bedrohter Rabbiner: Deutsche Behörden waren sehr hilfreich

Eine Boeing 787 der Air Canada auf dem Frankfurter Flughafen Foto: picture alliance / Leo F. Postl

Ein Rabbiner aus Kanada, der auf dem Weg aus Toronto nach Israel einen 24-stündigen Zwischenstopp in der Bundesrepublik einlegen musste und am Flughafen in Frankfurt am Main von einem Judenhasser beschimpft wurde, hat die Bundespolizei gelobt.

»Die Behörden waren sehr hilfreich und höflich«, sagte der Geistliche, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollte, der Jüdischen Allgemeinen. »Die Polizisten haben mir geholfen und ihre Arbeit gut gemacht.«

Am Mittwoch letzter Woche war der Rabbiner beim Ausstieg aus einer Maschine der Air Canada von einem belgischen Staatsbürger mit dem Tod bedroht worden. Der Täter zeigte ihm den verbotenen Hitlergruß und rief dazu »Heil Hitler!«.

Kein Wort

Der Mann, der ihn bedroht und beschimpft habe, sei von den Beamten der Bundespolizei am Flughafen deutlich belehrt worden, sagte das Opfer dieser Zeitung. Er gehe davon aus, dass die Ermittler Videoaufnahmen aus dem Terminal sichten würden, auf denen einige der Taten sichtbar sein müssten.

Zeugen habe es am Frankfurter Flughafen viele gegeben, so der Bürger Kanadas, aber absolut niemand sei eingeschritten. Eine Frau, die den Täter begleitet habe, sagte ihm zufolge die ganze Zeit kein Wort. »Ist ihnen dies nicht peinlich?«, habe er die Deutsche mehrfach gefragt. Sie habe daraufhin nur die Schultern gezuckt.

Nun gehe es darum, zu sehen, wie die deutschen Behörden in der Sache weiter vorgehen würden. Er hoffe, dass der Fall nicht verschleppt werde, sagte der Rabbiner am Telefon, während er sich in Tel Aviv auf dem »Hostage Square«(»Geiselplatz«) aufhielt, auf dem rund um die Uhr der in der Kontrolle des palästinensischen Terrors befindlichen Verschleppten gedacht wird.

»Surreal und satirisch«

»Ich hoffe, dass alle Fälle dieser Art mit der erforderlichen Härte bearbeitet werden«, so der reisende Rabbiner. Er erwähnte Aussagen des Belgiers, die nicht im Polizeibericht wiedergegeben wurden. »Hitler hätte den Job durchziehen müssen«, habe der Täter gesagt, womit er offensichtlich die Vernichtung der europäischen Juden meinte. »Wir sollten euch alle umbringen. Ich arbeite daran«, fügte der Judenhasser hinzu.

Der Rabbiner erklärte, er sei bisher immer nur zum Umsteigen in Deutschland gewesen. Die Tatsache, dass er ausgerechnet in der Bundesrepublik, dem Nachfolgestaat Nazi-Deutschlands, antisemitisch beschimpft wurde, sei »etwas surreal und in gewisser Hinsicht satirisch.« Er sagte, Mitglieder seiner Familie seien von den Nazis ermordet worden.

Auch betonte er, die Ideologie der Nazis und die der Terrorgruppe Hamas seien »direkt miteinander verbunden«. Es handle sich um »denselben Hass und dieselbe Ausrede für die Aufrechterhaltung des uralten Phänomens des Antisemitismus.« Diese Ideologie werde auch von Menschen verbreitet, die auf den Straßen Amerikas oder Europas gegen Israel demonstrierten.

Kommentar

Macron und die Palästinafrage: Durchquerung der Wüste

Viele Franzosen hat Emmanuel Macron mit seinem Kurs enttäuscht. Ständig ändert der Präsident zu wichtigen Themen seine Meinung. Auch beim Thema Nahost geht er so vor, sagt Haim Musicant

von Haim Musicant  25.07.2025

Baden-Württemberg

Hakenkreuz-Skandal im Landtag: SPD-Politiker tritt zurück

Landtagsvize-Präsident Daniel Born gab zu, bei einer Abstimmung sein Kreuz mit dem verfassungsfeindlichen Symbol gemacht zu haben

 25.07.2025

Brandenburg

AfD zieht Antrag gegen Einstufung als gesichert extremistisch zurück

AfD-Landeschef René Springer will damit die Veröffentlichung des Verfassungsschutzvermerkes ermöglichen

 25.07.2025

Berlin

Deutschland will Palästina nicht kurzfristig anerkennen

Für die Bundesregierung ist die Anerkennung Palästinas als eigener Staat »einer der abschließenden Schritte« auf dem Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung

 25.07.2025

Großbritannien

Corbyns Comeback

Der wegen Antisemitismusskandalen umstrittene Ex-Labour-Chef gründet eine neue Partei. Ein zentraler Programmpunkt ist die Israel-Kritik

von Michael Thaidigsmann  25.07.2025

Diplomatie

»Ein solcher Schritt belohnt Terror«

Israel und die USA kritisieren Präsident Emmanuel Macron scharf für dessen Ankündigung, Frankreich werde Palästina im September anerkennen

 25.07.2025

Verhandlungen

USA: Die Hamas will keine Waffenruhe

Washington zieht sein Verhandlungsteam aus Doha ab

 24.07.2025

Paris

Frankreich will Palästina im September anerkennen

Präsident Emmanuel Macron hat Mahmud Abbas zugesichert, sein Land werde in ein paar Wochen einen palästinensischen Staat offiziell anerkennen

 24.07.2025

SPD-Nahostpolitik

Sanktionen gegen Israel und kein Wort zur Hamas

Die SPD-Außenpolitiker Mützenich und Ahmetovic verlangen Strafmaßnahmen gegen Israel. Unklar bleibt aber, ob die eigene Fraktion hinter ihren Forderungen steht

von Michael Thaidigsmann  24.07.2025