Ökologie

Bedarf und Bedürfnis

Der Staat Israel und die Bundesrepublik Deutschland haben im Vorfeld der gemeinsamen Kabinettssitzung am Montag eine bilaterale Absichtserklärung zur verstärkten Kooperation bei der Unterstützung von Entwicklungsländern unterzeichnet. Beide Länder haben bereits jeweils eine trilaterale Partnerschaft mit Äthiopien und Ghana vereinbart. Ich bin stolz darauf, dass Dirk Niebel, Deutschlands Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und ich eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet haben, in der wir beschließen, zum Wohle der gesamten Region das lebensnotwendige Ökosystem um den Viktoriasee in Kenia zu retten.

Als Israel vor knapp 63 Jahren gegründet wurde, übernahm es das jüdische Gebot Tikkun Olam in seine nationalen Richtlinien. Tikkun Olam bedeutet im wörtlichen Sinne »die Welt reparieren« und besagt als historischer Grundsatz des Judentums, dass man den Bedürftigen eine helfende Hand reichen soll und die Gesellschaft so einrichten solle, dass sie dem Wohle aller dient.

Ressourcen Während der Gründungsphase war Israel mit immensen entwicklungspolitischen Herausforderungen konfrontiert, darunter sowohl klimatischen Problemen, wie Wasserknappheit, als auch sozialen Schwierigkeiten, die sich aus den riesigen Einwanderungswellen ergaben. Als unser Land im vergangenen Jahr der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beitrat, wurde offiziell auf internationaler Bühne bestätigt, dass wir diese Herausforderungen bewältigt haben und den Weg von einem Entwicklungsland zu einer florierenden Industrienation gegangen sind.

Von Anbeginn an war es das Ziel Israels, »die Wüste zum Blühen zu bringen«. Schon die ersten Regierungen des jungen Staates verstanden, dass ihre Erfahrung hilfreich sein kann für andere Regionen, die ebenfalls mit Wüstenbildung, Wasserknappheit und dem Ackerbau unter ariden Bedingungen zu kämpfen hatten.

In diesem Sinne gründete der jüdische Staat 1958 als einer der ersten weltweit eine Agentur für Entwicklungshilfe: das israelische Zentrum für internationale Entwicklungszusammenarbeit (MASHAV). Es wurde auf Initiative von Golda Meir, des ersten weiblichen Regierungschefs Israels, gegründet, nachdem sie von ihrer Reise durch die neugegründeten afrikanischen Staaten zurückkehrte.

Meir kehrte nach Hause mit dem Gefühl, dass Israel die moralische Verpflichtung habe, seine Erfahrungen aus der Aufbauphase des Landes zu teilen. Sie ahnte, dass Israel als Vorbild dienen könnte, da – so Meir wenige Jahre nach der Staatsgründung – »unser Staat nicht nur die Fremdherrschaft abgeschüttelt hat, sondern auch Lösungen für Probleme gefunden hat, an deren Größenordnung selbst einige große, wohlhabende, machtvolle Staaten gescheitert wären«.

Gesundheit Im darauf folgenden Jahrzehnt unterstützte Israel verschiedene Entwicklungsprogramme im Rahmen des afrikanischen Nationenbildungsprozesses, vor allem in Fragen der Landwirtschaft, Gesundheit und Gemeindebildung. Als die afrikanischen Länder 1967 von den arabischen Ländern dazu gedrängt wurden, ihre Beziehungen zu Israel zu beenden, endete diese fruchtbare Entwicklungszusammenarbeit.

Doch in den darauf folgenden Jahrzehnten stand MASHAV nicht still, sondern verdiente sich dank seiner Arbeit in Lateinamerika, Asien und den arabischen Ländern, mit denen Friedensverträge bestehen, einen guten Ruf. Jedoch wissen wir, auch aus den UN-Millenniumszielen, dass das subsaharische Afrika immer noch ein stark hilfsbedürftiger Kontinent ist.

Die Millenniumsziele stehen für unsere gemeinsamen Werte, eine globale Partnerschaft zur gänzlichen Beseitigung von Armut und Hunger, zur Versorgung aller mit Grundbildung, dem Zugang zu medizinischer Versorgung, Geschlechtergleichheit und vielem mehr für Millionen von Bedürftigen weltweit.

Seit seiner Gründung orientiert sich die Arbeit von MASHAV an Erkenntnissen, die es bei der Entwicklungshilfe im eigenen Land gesammelt hat. Israel tut sein Möglichstes, um die Millenniumsziele zu erreichen, zum Wohle derjenigen, die dringend auf unsere nicht nachlassende Unterstützung angewiesen sind.

Moral Israel hat nicht erst seit seinem Beitritt zur OECD eine moralische Verpflichtung, den Entwicklungsländern zu helfen. Doch seit dem Beitritt hofft der jüdische Staat auf viele weitere bilaterale Vereinbarungen mit anderen Industrienationen und ist sehr stolz auf den ersten Vertrag dieser Art mit Deutschland.

Diese Vereinbarungen repräsentieren die Intensität der deutsch-israelischen Beziehungen. Sie zeugen von unserem Willen, zum Wohle der Entwicklungsländer weltweit gemeinsam Hilfe zu leisten. Vor dem Hintergrund unserer besonderen Beziehungen ist dies nicht nur eine klare, moralische Nachricht an die Bevölkerungen Israels und Deutschlands, sondern an die ganze Welt.

Der Autor ist Vize-Außenminister des Staates Israel.

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025