USA

Austritt aus UN-Menschenrechtsrat

»Scheinheiliges und selbstsüchtiges Gremium«: Nikki Haley, US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen Foto: Picture Alliance

Die USA haben ihren Rückzug aus dem UN-Menschenrechtsrat erklärt. Man könne nicht länger Mitglied eines scheinheiligen und selbstsüchtigen Gremiums bleiben, das die Menschenrechte verhöhne, sagte die US-Botschafterin bei den UN, Nikki Haley, am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Außenminister Mike Pompeo in Washington.

Haley verurteilte erneut die aus ihrer Sicht israelfeindliche Haltung des höchsten UN-Menschenrechtsgremiums, in dem 47 Staaten vertreten sind. Gegen Israel habe man mehr Resolutionen verabschiedet als gegen Syrien, Iran und Nordkorea zusammen betonte Haley. Die Dauerkritik im Rat für Menschenrechte an dem jüdischen Staat sei unerträglich.

Heuchelei US-Außenminister Mike Pompeo erhob den Vorwurf, dass die schlimmsten Menschenrechtsverletzer der Welt Mitgliedsstaaten in dem Rat seien. »Dies ist eine schamlose Heuchelei«, so Pompeo. Die Vereinten Nationen bedauerten den Rückzug der USA aus dem Menschenrechtsrat.

Dieser hat vor allem symbolische Bedeutung. Es ist das erste Mal seit Gründung des Rats vor zwölf Jahren, dass ein Staat einen solchen Schritt vollzieht. Die Mitgliedschaft der USA endet regulär im kommenden Jahr. Das Land war dem Menschenrechtsrat erst 2009 unter Präsident Barack Obama beigetreten.

Haley versicherte am Dienstag, die USA würden ihre Menschenrechtsverpflichtungen auch nach ihrem Rückzug aus dem Menschenrechtsrat weiterhin erfüllen. Völkerrechtlich sind sie dazu unverändert verpflichtet.

Bedauern Die Bundesregierung reagierte mit Bedauern auf den Rückzug der USA aus dem UN-Menschenrechtsrat. Zur Kritik der US-Regierung, das Gremium sei israelfeindlich, sagte Seibert, auch Deutschland beobachte »die antiisraelischen Tendenzen im Menschenrechtsrat mit Sorge«. Dennoch sei die Bundesregierung überzeugt, dass der Rat von innen reformiert und gestärkt werden müsse. Nur auf diesem Weg könne die Menschenrechtslage besser beobachtet und Menschenrechtsverletzungen begegnet werden, sagte Seibert.

UN-Generalsekretär António Guterres bedauerte die Entscheidung. Er hätte es lieber gesehen, dass die USA im Menschenrechtsrat bleiben, erklärte er am Dienstag in New York. Er unterstrich zugleich die bedeutende Rolle des Rates bei der Förderung und dem Schutz der Menschenrechte. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Raad al-Hussein, sprach in einer ersten Reaktion auf Twitter von einer enttäuschenden Nachricht, die allerdings nicht überraschend komme.

Der Präsident des Menschenrechtsrats, Vojislav Suc, betonte die Notwendigkeit eines starken Menschenrechtsrats in Zeiten, in denen Menschenrechte und der Multilateralismus täglich unter Beschuss stünden.

Engagement Deutliche Kritik kam von Menschenrechtsaktivisten. US-Präsident Donald Trump habe erneut seine völlige Missachtung der Grundrechte und Freiheiten bewiesen, die die USA nach eigenem Bekunden verteidigten, teilte der Generalsekretär von Amnesty International, Salil Shetty, mit. Er forderte die USA auf, die Entscheidung schnellstmöglich zu revidieren.

Ähnlich äußerte sich der Direktor von Human Rights Watch, Kenneth Roth. Trotz seiner Mängel spiele der Menschenrechtsrat eine entscheidende Rolle bei der Verfolgung schwerer Menschenrechtsverletzungen weltweit. Die Europäische Union stellte sich am Dienstagabend hinter den Menschenrechtsrat. Sie werde sich dort weiter in vollem Umfang engagieren und sowohl den Multilateralismus wie auch das UN-System als Ganzes weiter unterstützen.

Seit seinem Amtsantritt 2017 verfolgt Trump eine harsche Politik gegen die Vereinten Nationen. Seine Regierung kürzte ihre Beiträge, kündigte einen Ausstieg aus dem UN-Klimaabkommen an und beschloss den Ausstieg aus der Bildungs- und Kultureinrichtung UNESCO Ende 2018, weil diese nach Überzeugung der US-Regierung eine systematisch israelfeindliche Politik verfolge. epd/ja

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza

Das Problem mit der Entwaffnung

Die Hamas weigert sich strikt, die Waffen niederzulegen. Was Zustimmung in der palästinensischen Bevölkerung findet und den Friedensplan stocken lässt

 21.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025