UN

Auschwitz-Akten sind Weltdokumentenerbe

Akten zum ersten Auschwitzprozess in Frankfurt Foto: dpa

Die Unterlagen des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses und eine altrömische verfassungsrechtliche Handschrift sind von der Unesco als Weltdokumentenerbe ausgezeichnet worden. Die aus Deutschland stammenden Dokumente gehören zu insgesamt 78 Dokumenten, die neu in das Weltregister aufgenommen wurden, wie die deutsche Kommission der UN-Kulturorganisation am Montag in Bonn mitteilte.

Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965) rückte den millionenfachen Mord an Juden, Minderheiten, politischen Gegnern und Angehörigen der Völker Europas während der NS-Diktatur in Deutschland erstmals in seinem gesamten Umfang in das Blickfeld der Öffentlichkeit.

Tonbänder Die Prozessunterlagen setzen sich aus 454 Aktenbänden und 103 Tonbändern zusammen. Die Anzeige einer Privatperson gegen SS-Oberscharführer Wilhelm Boger hatte das Verfahren ins Rollen gebracht.

In den Verfahrensunterlagen, die im Hessischen Landesarchiv in Wiesbaden aufbewahrt werden, finden sich die 1958 begonnenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart und der kurz zuvor eingerichteten Zentralen Stelle in Ludwigsburg. Auch die von den Frankfurter Staatsanwälten ab 1959 zusammengetragenen Unterlagen einschließlich Zeugenaussagen gehören zu den Unterlagen.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik waren deutsche Staatsanwälte 1960 über den »Eisernen Vorhang« hinweg ins polnische Oswiecim gereist. An 134 Verhandlungstagen vernahm das Gericht 360 Männer und Frauen, darunter 221 Opferzeugen und 85 SS-Zeugen.

Bürgerrecht Das zweite Dokument ist die Constitutio Antoniniana. Mit ihr verlieh der römische Kaiser Marcus Aurelius Severus Antoninus, auch bekannt als Caracalla, um 212/213 sämtlichen freien Bewohnern des Imperium Romanum das römische Bürgerrecht. Bis dahin hatten viele Bewohner den Rang von »Fremden« inne und damit einen gegenüber den römischen Bürgern nachteiligen Rechtsstatus im Bereich des Straf- und Zivilrechts, der Steuerveranlagung und der sozialen Mobilität.

Mit der Constitutio Antoniniana sei vor über 1800 Jahren erstmalig in der Weltgeschichte in einem Gebiet ein einheitlicher Bürgerstatus geschaffen worden, das viele Millionen Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung auf drei Kontinenten umfasste, hieß es. Dabei wurden bestehende Bürgerrechte und lokale Rechtstraditionen nicht abgeschafft, sondern weiterhin garantiert.

Der eingereichte Papyrus Gissensis I 40 enthält das einzige heute noch erhaltene Exemplar der Constitutio Antoniniana. Sein Zustand ist prekär. Durch Restaurationsmaßnahmen konnte der Verfall jedoch vorerst gestoppt werden. Der Papyrus wird in der Universitätsbibliothek Gießen aufbewahrt. epd

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza/Westjordanland

Umfrage: Mehr als die Hälfte der Palästinenser befürwortet die Massaker vom 7. Oktober 2023

Klare Mehrheit der Palästinenser zudem gegen Entwaffnung der Hamas

 21.12.2025

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025