Berlin

»Aufruf an jeden Einzelnen«

Kippot gibt es in allen Farben. Hier: Mann bei der Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit im März 2017 in der Paulskirche in Frankfurt am Main Foto: dpa

Anlässlich der am (heutigen) Mittwoch stattfindenden Solidaritätskundgebung »Berlin trägt Kippa« hat der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, alle Menschen in Deutschland aufgefordert, sich solidarisch mit der jüdischen Gemeinschaft zu zeigen. Sie sollten einschreiten, wenn Jüdinnen und Juden beleidigt, verhöhnt oder gar angegriffen werden.

»Denn in unserem Land darf es keinen Platz für Antisemitismus geben! Ich wünsche mir, dass viele Menschen Flagge bekennen, und rufe sie dazu auf, eine Solidaritätskundgebung in ihrer Stadt zu besuchen. Denn es ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft, sich gerade auch im Alltag gegen Antisemitismus zu engagieren«, sagte Schuster.

Intoleranz Er sprach von einem Aufruf an jeden Einzelnen, sich aktiv gegen Antisemitismus einzusetzen. »Denn jeder und jede kann Einspruch erheben gegen Judenhass – ob am Arbeitsplatz, in der U-Bahn, auf dem Fußballfeld oder im Freundes- und Familienkreis. Es darf keine Toleranz für Intoleranz geben«, so Schuster. Neben Politik und Gesellschaft sehe er auch die Religionsgemeinschaften in der Verantwortung. »Gerade die muslimischen Verbände sollten klar und unmissverständlich gegen den Antisemitismus in den eigenen Reihen vorgehen.«

In mehreren deutschen Städten sind am Mittwoch Solidaritätsaktionen geplant. In Berlin, Erfurt, Potsdam, Magdeburg und Köln sollen sich bei Kundgebungen die Teilnehmer als Zeichen der Solidarität die traditionelle jüdische Kopfbedeckung aufsetzen.

Redner Unter dem Motto »Berlin trägt Kippa« werden in der Hauptstadt am Abend vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße etwa 1000 Menschen erwartet. Als Redner werden unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge, der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, und der designierte Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, angekündigt.

Vergleichbare Aktionen finden zeitgleich vor den jüdischen Gotteshäusern in Potsdam, Magdeburg und Köln statt. In Erfurt startet die Aktion »Thüringen trägt Kippa« am Vormittag an der Krämerbrücke.

Auslöser der Kundgebungen ist der gewalttätige Übergriff auf zwei Kippa tragende Männer am vergangenen Dienstag in Berlin-Prenzlauer Berg. Der mutmaßliche Angreifer, ein 19-jähriger Flüchtling aus Syrien, sitzt in Untersuchungshaft. ja/epd

Dialog

Besondere Beziehungen

Warum die kurdische Gemeinschaft an der Seite Israels und der Juden weltweit steht

von Ali Ertan Toprak  06.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Brüssel

Genozid-Debatte: EU-Kommission distanziert sich von Ribera

Die Europäische Kommission will sich die Einschätzung ihrer spanischen Vizepräsidentin nicht zu eigen machen, wonach Israel einen Genozid an den Palästinensern verübe

 05.09.2025

Schweden

Jazz-Musiker David Hermlin wirft Festival Cancelling vor

Der Musiker habe auf einem Swing-Festival propalästinensischen Aktivisten Fragen gestellt. Plötzlich sei ihm »Einschüchterung« vorgeworfen worden

 05.09.2025

Besuch

Neue Schulpartnerschaften zwischen Israel und Hessen

Solidarität in schwierigen Zeiten: Hessens Bildungsminister Schwarz besucht Israel und vereinbart mit seinem dortigen Amtskollegen eine neue Kooperation

von Matthias Jöran Berntsen  05.09.2025

Bericht

Senat: Rund 200 Personen werden der Hamas zugrechnet

Der ebenfalls als terroristische Organisation eingestuften »Volksfront zur Befreiung Palästinas« (PFLP) würden rund 30 Personen zugerechnet

 06.09.2025 Aktualisiert

München

Israelische Konsulin warnt vor wachsendem Judenhass

»Da wünsche ich mir mehr Haltung«, sagt Talya Lador-Fresher

 05.09.2025

Frankfurt am Main

Vor 80 Jahren: Erster Gottesdienst in Westendsynagoge

Ein Besuch in der größten Synagoge der Stadt und ein Gespräch über Verbundenheit sowie den 7. Oktober

von Leticia Witte  05.09.2025

Paris

EU-Kommissionsvize greift Israel scharf an

Teresa Ribera spricht bei einem Votrag in Zusammenhang mit dem Vorgehen des jüdischen Staates gegen den Terror in Gaza von einem »Genozid«

 05.09.2025