Internationaler Frauentag

Auf dem harten Boden der Tatsachen

Deutliche Botschaft: Die #MeToo-Bewegung war auch in Israel sehr stark. Foto: dpa

Wir leben im Jahr 2021, doch noch immer ist es eine Herausforderung, eine Frau zu sein. Jedenfalls in vielen Bereichen der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz und für viele Frauen nicht weniger, wenn sie zu Hause sind. Weltweit gesehen mag die Situation von Frauen nie besser gewesen sein als heute – und doch sind Ungerechtigkeiten auch heute noch überall zu finden.

Klar, wenn wir unser Leben in Deutschland und Israel mit der Situation in anderen Ländern vergleichen, in denen Frauen nicht Auto fahren oder nicht einmal alleine über die Straße laufen dürfen, dann können wir uns als glücklich bezeichnen. Aber wir müssen ehrlich mit uns selbst bleiben und laut aussprechen, mit welchen Herausforderungen wir konfrontiert werden. Es ist immer leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen, während in unserem eigenen Land Frauen unterdrückt werden. Es geht nur voran, wenn wir unsere eigenen Mängel erkennen.

#metoo Vor einiger Zeit haben wir eine Bewegung vieler mutiger Frauen erlebt, die sich entschlossen haben, laut auszusprechen, was sie erleben mussten: die #MeToo-Bewegung, die auch in Israel sehr stark war. Diese Frauen haben eine starke Botschaft gesendet, vor allem für die junge Generation, für unsere Töchter und Söhne. Dass der Körper einer Frau nur ihr gehört. Dass Worte beeinflussen und verletzen können. Aber vor allem: dass Gewalt von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird.

Aber Belästigung und Gewalt bilden nur eine Kampfzone, leider gibt es noch mehr. Männer und Frauen müssen gemeinsam für eine bessere Welt eintreten. Mich hat es sehr ermutigt, dass die SPD vor einigen Jahren bekannt gab, gleich viele Frauen und Männer als Minister der künftigen Bundesregierung zu benennen. Es beeindruckt mich auch sehr, dass Deutschland seit mehr als einem Jahrzehnt von einer Frau regiert wird.

Dennoch, im Deutschen Bundestag sind nur rund 30 Prozent der Abgeordneten Frauen. Das ist sogar noch besser als in der israelischen Knesset. Allerdings treten die meisten dieser Frauen in der Knesset couragiert und hörbar für neue Gesetze zur Gleichheit der Geschlechter ein. Und Israel hat eine starke Zivilgesellschaft, die für die Umsetzung dieser Gesetze kämpft.

herausforderungen Aber wir dürfen die Herausforderungen nicht nur im Großen suchen und benennen, welt- oder landesweit, sondern auch ganz nah bei uns, zum Beispiel am Arbeitsplatz. Der Unterschied beim Einkommen zwischen Männer und Frauen liegt in Israel bei 35 Prozent. Das heißt, für jede 100 Schekel, die ein Mann verdient, erhält eine Frau lediglich 65 Schekel.

Weltweit sieht es noch schlimmer aus: Frauen verdienen durchschnittlich 59 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. In Deutschland dürfen sich Frauen vergleichsweise »glücklich schätzen«, sie verdienen schließlich nur 21 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Andererseits fasziniert es mich immer wieder, Geschichten über Frauen in führenden Positionen in der israelischen Gesellschaft zu hören: CEOs großer Firmen, Kämpferinnen und Pilotinnen in der Armee, Richterinnen und die Präsidentin unseres Obersten Gerichtshofes. Die Liste jener Frauen, die jene gläserne Decke durchbrochen haben, als Künstlerinnen, Athletinnen und sogar eine Trägerin des Chemie-Nobelpreises, diese Liste ist lang. Und doch ist es noch immer eine kleine Minderheit.

Denken wir also an die Frauen, die nicht in den diese hohen Sphären tätig sind, sondern an jene, die noch weiter unten stehen. Auf dem harten Boden der Tatsachen.

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025