Visite

Armin Laschet besucht Israel

NRW-Ministerpräsident Laschet am Mittwoch in der »Halle der Namen« in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Foto: dpa

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet hat am Mittwoch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem der sechs Millionen ermordeten Juden gedacht. Laschet und NRW-Landtagspräsident André Kuper (beide CDU) legten in der »Halle der Erinnerung« einen Kranz für die Opfer des Nationalsozialismus nieder.

Zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Engagement gegen Antisemitismus in Deutschland gewürdigt. Israelische Gesprächspartner mahnten zugleich ein stärkeres Engagement gegen zunehmenden Nationalismus und Populismus an.

präsenz Netanjahu habe erfreut auf die Ankündigung des Landes Nordrhein-Westfalen reagiert, eine eigene Präsenz in Israel zu errichten, sagte Laschet am Mittwoch nach einem Treffen mit Netanjahu in Jerusalem. In der rund anderthalbstündigen Unterredung – der ersten eines NRW-Regierungschef mit einem israelischen Premier – sei es vor allem um die künftige Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit, Wirtschaft und Wissenschaft sowie um den Konflikt mit den Palästinensern gegangen.

Netanjahu habe »unabhängig von der geschichtlichen Last des Holocaust« darauf gedrungen, dass Deutschland und Israel in wichtigen Zukunftsfragen enger kooperieren, sagte Laschet. Der israelische Ministerpräsident begrüßte nach Laschets Worten auch, dass Nordrhein-Westfalen in Erinnerung an den israelischen Staatsgründer David Ben Gurion künftig ein »David Ben Gurion Memorial Stipendium« vergibt, für das jetzt die Bewerbungsphase startet.

Besorgt über »das Wachsen von Nationalismus und Populismus in Israel, in Deutschland und überall auf der Welt« äußerte sich der Präsident der Weltunion für progressives Judentum (WUPJ), Daniel Freelander. Deshalb sei die Stimme des liberalen Judentums wichtig, das sich für Offenheit, Demokratie und Pluralismus einsetze, sagte er im Gespräch mit Kuper.

jugendaustausch Der Abteilungsleiter im israelischen Geheimdienstministerium, Arye Shalicar, rief Deutschland auf, noch mehr gegen Antisemitismus zu tun. Es reiche nicht aus, Antisemitismusbeauftragte im Bund und in den Ländern zu berufen. Nötig sei mehr Jugendaustausch. Kritik äußerte der frühere Armeesprecher am Israel-Bild einiger deutscher Medien, die nicht ausgewogen berichteten.

Bereits vor ihrem Israel-Besuch hatten Laschet und Kuper dazu aufgerufen, die Erinnerung an die Schoa wachzuhalten und Antisemitismus zu bekämpfen. Laschet stellte in Aussicht, dass NRW »sehr bald« einen Antisemitismusbeauftragten berufen werde.

Der CDU-Politiker will nach entsprechenden Hinweisen des Zentralrats der Juden in Deutschland zudem Schulbücher auf etwaige judenfeindliche Inhalte überprüfen lassen. Die Kritik müsse ernst genommen werden, dass in Schulbüchern zum Teil antisemitische Ressentiments verbreitet würden. Beim nächsten Treffen des Kabinetts mit den jüdischen Landesverbänden wolle er die Überarbeitung der Schulbücher auf die Tagesordnung setzen.

knesset Am Mittwochnachmittag wollte Laschet auch Israels Staatspräsidenten Reuven Rivlin und Oppositionsführerin Tzipi Livni treffen. Landtagspräsident Kuper besucht zum Abschluss seiner viertägigen Israel-Visite am Donnerstag das israelische Parlament, die Knesset.

Zu Kupers Delegation gehören unter anderem der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, und die Generalsekretärin der Union progressiver Juden, Irith Michelsohn. Anlass der Besuche ist der 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels in diesem Jahr. epd

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025