Israel

Antisemitismusvorwurf gegen Nahost-Referentin der GIZ

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (Symbolfoto) Foto: dpa

Der deutschen Beraterin für Nahost-Fragen, Petra Schöning, wird antisemitische Rede vorgeworfen. In einem Vortrag für die Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen soll die freie Mitarbeiterin der bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Amnesty-International-Vertreterin Israel die Hinrichtung friedlicher palästinensischer Demonstranten im Gazastreifen vorgeworfen haben, berichtet die Tageszeitung »Jerusalem Post«.

Kritisiert werden Aussagen Schönings bei einem Vortrag zu »Politik und Alltag. Das Westjordanland und der Gazastreifen« Ende Mai in Aachen. Die Referentin habe Israel darin unter anderem vorgeworfen, keine Demokratie zu sein. Ferner habe sie die Inhaftierung verurteilter palästinensischer Terroristen als Willkür kritisiert und den israelisch-palästinensischen Konflikt für den Anstieg der Flüchtlingszahlen in Europa verantwortlich gemacht.

GEWALT Im Gespräch mit Vortragsbesuchern soll sie ferner Aussagen unterstützt haben, die das Existenzrecht Israels infrage stellen sowie einen Israelboykott unterstützen. Die Aachener Städteregionsrätin Elisabeth Paul (Grüne) kritisierte Schönings Vortrag laut Zeitung als »antisemitische Desinformation und Propaganda«. Ähnlich äußerte sich laut Zeitung die Linguistin Monika Schwarz-Friesel. Zeitgenössische Antisemiten tarnten ihre Äußerungen durch Aussagen wie »Israel ist keine Demokratie und nutzt unverhältnismäßige Gewalt als politische Kritik und humanitäre Anliegen«.

Im Gespräch mit Vortragsbesuchern soll sie Aussagen unterstützt haben, die das Existenzrecht Israels infrage stellen und einen Israelboykott unterstützen.

Der Grünen-Politiker Volker Beck forderte die GIZ in einem Twitterbeitrag auf, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen und zu erklären, wie im Fall einer »antiisraelischen Agitation« mit einer Mitarbeiterin umgegangen werde. Der »Jüdischen Allgemeinen« sagte Beck, sich aufgrund der Meldung in der »Jerusalem Post« an den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung mit der Bitte gewandt zu haben, der Sache nachzugehen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die GIZ sei an der erwähnten Veranstaltung nicht beteiligt gewesen, sagte eine Sprecherin der GIZ auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Entsprechend könne die GIZ die Inhalte der Veranstaltung sowie dort getätigte Aussagen weder bestätigen noch kommentieren. »Die GIZ duldet generell keinen Antisemitismus und geht entschieden dagegen vor«, so die Sprecherin gegenüber der KNA. Verdachtsfälle würden »konsequent geprüft und bei Bedarf geahndet, bis hin zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen«.

FREIBERUFLICH Sie wies ferner darauf hin, dass Schöning keine GIZ-Mitarbeiterin sei und auch nicht als solche an der Veranstaltung aufgetreten sei. In der Vergangenheit sei Petra Schöning vereinzelt als freiberufliche Trainerin für die GIZ-eigene Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ) tätig gewesen. Eine Reaktion der Referentin oder des Veranstalters war zunächst nicht zu erhalten.

Impulsive Wortbeiträge aus dem Publikum seien »als Haltung der Akademie missverstanden« worden, sagt die Akademie-Direktorin.

Die Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen wies die Kritik an der Abendveranstaltung zurück. Die von der »Jerusalem Post« skizzierte Wahrnehmung des Abends sei verzerrt, sagte die Direktorin der Akademie, Christiane Bongartz, auf Anfrage der KNA.

Impulsive Wortbeiträge aus dem Publikum seien »als Haltung der Akademie missverstanden« worden, so Bongartz. Nach Quellen des Hauses habe die Referentin Petra Schöning die ihr in dem Bericht vorgeworfenen Aussagen nicht getätigt. Andernfalls wären diese von der Bildungseinrichtung auch nicht gebilligt worden. »Der öffentliche Leumund von Frau Schöning war bisher nicht beschädigt«, sagte Bongartz.

Die Akademie sei kein Ort für Antisemitismus, sondern verfolge »seit Jahrzehnten einen allgemein anerkannten Schwerpunkt im christlich-jüdischen Dialog«. »Aus dem ganzen, widersprüchlich aufgenommenen Geschehen ein Antisemitismusproblem der Akademie zu konstruieren, ist geradezu absurd«, so Bongartz.  kna/ja

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Münster

Gericht macht Unterschiede bei propalästinensischen Parolen

Wann ist Kritik am Staat Israel von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ein Gericht in NRW sieht das generelle Verbot, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, als rechtswidrig an

 24.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Potsdam

BSW-Fraktionsvize tritt nach Reaktion auf AfD-Zitat zurück

Die Landtagsfraktion in Brandenburg ist nach vier Parteiaustritten in einer Krise. Nun tritt auch noch Fraktionsvize Dorst von seinem Amt zurück. Die Hintergründe

 24.11.2025

Soziale Medien

Plattform X: Israelfeindliche und antisemitische Inhalte aus Pakistan und der Türkei

Ein neues Transparenz-Feature zeigt: Angeblich von westlichen »Israelkritikern« betriebene Konten werden in Wirklichkeit aus anderen Teilen der Welt bearbeitet

 24.11.2025

Washington D.C.

Trump kündigt Einstufung der Muslimbrüder als Terrororganisation an

Der Organisation würde mit diesem Schritt der Zugang zu finanzieller Unterstützung verwehrt. Die Muslimbruderschaft wird immer wieder mit radikalen Ablegern in Verbindung gebracht

 24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025