Baden-Württemberg

Antisemitismusbeauftragter: Flächenbrand eindämmen

Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung Foto: picture alliance/dpa

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume befürchtet eine stärkere Vernetzung antisemitischer Strömungen. Linksextreme und muslimische Netzwerke hätten mit einem hohen Professionalisierungsgrad zusammengefunden und verbreiteten antisemitische Verschwörungsmythen, sagte Blume am Montag bei einem Fachgespräch in Langenau.

In der Kleinstadt in der Nähe von Ulm sehen sich der evangelische Gemeindepfarrer Ralf Sedlak, seine Familie und die Gemeinde ständigen Anfeindungen durch eine Gruppe israelfeindlicher Aktivisten ausgesetzt.

Die Ausweitung antisemitischer Angriffe auch auf Personen, die selbst keine Juden sind, sieht Blume als eine weitere Radikalisierung. Dabei würden einzelne Personen, wie etwa der evangelische Gemeindepfarrer, willkürlich als Angriffsfläche gewählt, um in der Internetblase einen antisemitischen Verschwörungsmythos zu bedienen.

Repression und Prävention

Im Antisemitismus gebe es keine Unschuldsvermutung. Eine bedenkliche Entwicklung sei, dass neben Synagogen inzwischen auch Kirchen in das Visier der Antisemiten gekommen seien. Als nächstes könnten Vereine oder Medienhäuser betroffen sein.

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Um diesen antisemitischen Flächenbrand einzudämmen, müsste sich Blume zufolge die Demokratie wehrhafter zeigen und im rechtsstaatlichen Rahmen mehr auf Repression und Prävention setzen.

Für Langenau erwartet Pfarrer Sedlak von der erlassenen Allgemeinverfügung, nach der etwa aggressive, israelfeindliche Demonstrationen nur noch in weitem Abstand von der Kirche möglich sind, positive Auswirkungen. Wenn Menschen, die nach dem sonntäglichen Gottesdienst aus der Kirche kommen, von Aktivisten nicht mehr «bedrängt, belagert und belästigt» würden, sei ein Dialog zu unterschiedlichen Positionen überhaupt erst möglich.

Juden und Steuern

Kantor Amnon Seelig von der Jüdischen Gemeinde Mannheim machte aus eigener Erfahrung heraus deutlich, dass eine weit stärkere Aufklärungsarbeit über das Judentum und die jüdischen Mitbürger nötig sei. Er werde beispielsweise gefragt, «ob Juden überhaupt Steuern zahlen».

Dabei seien die Juden in Deutschland «normale Staatsbürger» wie alle anderen auch, sagte Seelig, der nach Angaben der Veranstalter als Kantor der jüdischen Gemeinde ins «Fadenkreuz israelfeindlicher Aktivisten» geraten war.

Wie der jüdische Student Mark Rubinstein ergänzte, sei auch an Universitäten «unfassbar wenig» über Juden bekannt. Über Juden werde viel geredet, kaum aber mit ihnen. epd

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