Großbritannien

Antisemitismus-Streit in Labour-Partei: Starmer rechtfertigt Zögern

Keir Starmer Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Der Chef der britischen Labour-Partei, Keir Starmer, hat Kritik zurückgewiesen, er habe zu spät auf die antiisraelische Äußerung eines Kandidaten für das Parlament reagiert.

Der Labour-Bewerber für die am 29. Februar anstehende Nachwahl im Wahlkreis Rochdale, Azhar Ali, habe sich nach den am Wochenende bekannt gewordenen Äußerungen umfassend entschuldigt, sagte Starmer zu Journalisten am Dienstag. Danach seien aber weitere Informationen ans Licht gekommen, die eine entschiedene Reaktion erfordert hätten.

Die wegen antisemitischer Tendenzen in der Vergangenheit stark unter Druck geratene Partei entzog Ali am Montagabend die Unterstützung und setzte seine Parteimitgliedschaft vorläufig aus. Kritiker hatten diesen Schritt jedoch bereits deutlich früher gefordert.

Aufnahmen mit Verschwörungstheorien

Bereits am Wochenende war die Aufnahme einer Äußerung Alis an die Öffentlichkeit gekommen, wonach er behauptete, Israel habe die Terrorangriffe vom 7. Oktober wissentlich zugelassen, um freie Hand bei seinem Vorgehen gegen den Gazastreifen zu haben. Trotzdem stellte sich die Partei zunächst hinter Ali, nachdem er sich entschuldigt hatte.

Eine Reaktion folgte erst, nachdem am Montagabend eine antisemitische Äußerung ans Licht gekommen war. Demnach machte Ali »gewisse jüdische Kreise in den Medien« für die Suspendierung des früheren Labour-Abgeordneten Andy McDonald verantwortlich.

Es sei »ein Riesending«, einem Labour-Kandidaten im laufenden Wahlkampf die Unterstützung zu entziehen, sagte Starmer. »Aber wenn ich sage, dass sich die Labour-Partei geändert hat unter meiner Führung, dann meine ich das auch«, erklärte er.

Wahlzettel bereits gedruckt

Seine Sozialdemokraten können nun keinen neuen Vertreter für die Nachwahl aufstellen, da die Frist dafür bereits vorbei ist. Weil auch die Wahlzettel bereits gedruckt sind, wird Ali dort weiterhin als Labour-Kandidat geführt.

Der Ärger für Starmer und die Labour-Partei nahm aber damit noch kein Ende. Am Dienstagabend wurde mit dem Ex-Abgeordneten Graham Jones ein weiteres Parteimitglied suspendiert, der für die kommende Parlamentswahl seinen alten Wahlkreis Hyndburn zurückerobern sollte. Er soll sich bei derselben Sitzung wie Ali israelfeindlich geäußert haben. dpa

Washington D.C.

Trump kündigt Einstufung der Muslimbrüder als Terrororganisation an

Der Organisation würde mit diesem Schritt der Zugang zu finanzieller Unterstützung verwehrt. Die Muslimbruderschaft wird immer wieder mit radikalen Ablegern in Verbindung gebracht

 24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025