Berlin

Antisemitische Vorfälle bei den Special Olympics

Eines der Zentren der Special Olympic World Games ist der Olympia Park mit dem Olympiastadion. Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Der Antisemitismus macht auch vor den Special Olympics nicht halt. Zwei Vorfälle werfen einen Schatten auf die Großveranstaltung in Berlin, die noch bis Sonntag andauert.

Athleten aus 176 Ländern sind dabei. Für die Teilnehmer gibt es Bedingungen: Sie müssen mindestens acht Jahre alt sein und entweder eine geistige Behinderung haben oder mit kognitiven Herausforderungen anderer Art konfrontiert sein. Die 1967 gegründete Olympiade soll die Welt zusammenbringen und tut dies grundsätzlich auch. Zumeist ist sie ein farbenfrohes, freudiges und friedliches Ereignis.

Gelegenheit verwehrt Sieben der Teilnehmerstaaten fangen mit »i« an, nämlich Irland, Island, die Isle of Man, Italien, Irak, Iran und Israel. Zwei Special Olympics-Athleten aus letzteren beiden Staaten waren nun in einen antisemitischen Vorfall involviert. Die amerikanisch-jüdische Publikation »Algemeiner« berichtete, einem israelischen Tischtennisspieler sei die Gelegenheit verwehrt worden, sich mit einem iranischen Konkurrenten zu messen. Beide Sportler sind kleine Jungen.

Denn der Trainer des iranischen Spielers zog seinen Schützling demnach aus einem Match, indem er ihn krankmeldete. So habe er verhindert, dass er gegen einen Israeli habe antreten müssen, heißt es in dem Bericht. Auf den 17-jährigen David Moshe Keresenti entfiel damit zwar ein technischer Sieg. Dennoch ist der Vorfall höchst problematisch.

Der »Algemeiner« zitierte ein Mitglied des israelischen Teams. Ihm zufolge verlangte der iranische Trainer vom Schiedsrichter eine Disqualifikation seines Sportlers, da dieser Fieber entwickelt habe. Der wahre Grund scheint jedoch eher Antisemitismus zu sein.

Politisches Instrument Gon Tzuri, der Kapitän der israelischen Delegation, erklärte im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen, Ziel der Special Olympics sei die Schaffung einer inklusiven Gesellschaft. »Wir sollten es den Politikern überlassen, sich zu streiten und es nicht zulassen, dass sie dieses tolle olympische Ereignis als politisches Instrument nutzen.«

Seine Organisation, Special Olympics Israel, fördere soziale Gleichheit durch Sport und beziehe alle Seiten der vielfältigen israelischen Gesellschaft ein, sagte Tzuri. »Die Special Olympics sind der Weg zur Einheit. Wir sehen die Schönheit aller Religionen, Länder und Traditionen. Alle sind willkommen, sich im Sport zu messen und weiterzuentwickeln. Hier gibt es keinen Platz für nichts außer Brüderlichkeit.«

Antworten der Presseabteilung der Special Olympics auf Anfragen dieser Zeitung in Zusammenhang mit dem Zwischenfall blieben bislang aus.

Verbotene Trikots Unterdessen berichtet der Tagesspiegel von einem weiteren antisemitischen Vorfall. Die Mitglieder der Delegation aus den palästinensischen Gebieten waren demnach mit Trikots bekleidet, die die Aufschrift »Palestine« aufwiesen. In dem Buchstaben »i« war offenbar eine Landkarte eingefügt, die Israel als Teil der Palästinensergebiete zeigte.

Dem Bericht zufolge zog der Weltverband der Special Olympics Konsequenzen, da er einen Regelverstoß identifizierte: Politische Symbole sind bei der internationalen Sportveranstaltung verboten. Die Organisation habe mit dem palästinensischen Team eine Übereinkunft erzielt, wonach die Trikots geändert werden müssten, so der Tagesspiegel.

Die Berliner Publikation zitierte Rebecca Simon, die Sprecherin von Special Olympics International: »Die palästinensischen Athleten werden ihr Bestes geben, und wir freuen uns darauf, ihre Leistungen auf dem Spielfeld zu feiern, ohne politische oder nationalistische Botschaften und Absichten«, sagte sie.

Zelebrierte Zusammengehörigkeit Auch die israelische Botschaft nahm dem Bericht zufolge Stellung: »Die Special Olympics zelebrieren Inklusion, Vielfalt und Zusammengehörigkeit. Es überrascht nicht, dass die Palästinenser sogar diese wunderbare Plattform missbrauchen, um ihre ablenkenden Botschaften zu verbreiten«, hieß es dort.

Die palästinensischen Trikots verbreiteten nach Ansicht von Volker Beck die Botschaft, »dass es im Nahen Osten keinen Platz für einen jüdischen Staat gibt«. Auch er wurde in dem Artikel zitiert. »Israel wird mit dem Schriftzug auf den Trikots der Palästinenser quasi ausgelöscht.«

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025