Zeitz (Sachsen-Anhalt)

Alle Stolpersteine gestohlen: Ersatz soll schnell kommen

Der Kölner Künstler Gunter Demnig, hier in Schwerin, will die Zeitzer Stolpersteine neu verlegen. Foto: picture alliance/dpa

Nachdem Unbekannte in Zeitz im Süden von Sachsen-Anhalt alle Stolpersteine herausgerissen hatten, ist die Stadt entschlossen, schnell für Ersatz zu sorgen. Eine Anzeige sei erstattet worden, hieß es. Nach Angaben der Polizei ermittelt der Staatsschutz und prüft eine mögliche politische Motivation. Zahlreiche Politiker und Organisationen in Sachsen-Anhalt zeigten sich angesichts der Tat erschüttert.

Die Tat sei »unverzeihlich und niemals zu entschuldigen« schrieb der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), auf der Plattform X. Die Stolpersteine erinnerten an jüdische Opfer des Naziregimes. »Wer dies tut, will auch den Holocaust aus unserer Erinnerungskultur herausreißen.«

Das größte Menschheitsverbrechen aller Zeiten müsse immer Mahnung bleiben, wozu Menschen fähig seien. Man könne eine solche Tat nicht verstehen und müsse diese als politisch motiviert und als Angriff auf unsere Demokratie betrachten, sagte Bürgermeisterin Kathrin Weber.

»Abscheuliche Tat«

Es handele sich nicht um irgendeinen Diebstahl, betonte die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt, Eva von Angern. Es sei »eine abscheuliche Tat, die vor Geschichtsvergessenheit nur so strotzt«. Besonders perfide sei, dass die Tat an dem Tag entdeckt wurde, an dem der traurige Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel gewesen sei.

Das zeige deutlich, dass Antisemitismus auch in Sachsen-Anhalt als großes Problem wahrgenommen werden müsse. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel aus Zeitz betonte, weder lebende noch tote Jüdinnen und Juden seien vor dem grassierenden Antisemitismus in der Gesellschaft sicher.

Immer wieder kommt es zum Diebstahl von Stolpersteinen. In der Regel seien es Diebstähle von einzelnen Stolpersteinen, sagt der Künstler und Initiator der Stolpersteine, Gunter Demnig aus Hessen. Weltweit seien in 32 Ländern bisher rund 112.000 Stolpersteine verlegt worden. Gestohlen wurden laut Demnig etwa 900.

Neue Verlegung

Vor zwölf Jahren seien in Greifswald einmal alle Stolpersteine in der Stadt gestohlen worden, vor sieben Jahren mindestens 16 Stolpersteine in Berlin-Neukölln. Beide Aktionen hätten sich rund um das Gedenken an die Pogromnacht am 9. November ereignet. Für Demnig ist auch der zeitliche Zusammenhang zum Gedenken an das Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober eindeutig. Die gestohlenen Stolpersteine sollen nun schnellstmöglich ersetzt und neu verlegt werden.

Lesen Sie auch

Wie die Polizei mitteilte, waren die Stolpersteine am Freitag letztmals gesichert gesehen worden. Nach ersten Erkenntnissen seien sie in der Nacht zum 7. Oktober herausgerissen und entwendet worden, teilte die Stadt Zeitz mit. Bisher gebe es noch keine Hinweise auf mögliche Tatverdächtige. Die Initiative Stolpersteine für Zeitz hat für die kommende Woche zu einem Spaziergang zu allen zehn herausgerissenen Stolpersteinen aufgerufen. dpa

Gaza-Krieg

Israelische Außenministerium reagiert auf massive Kritik von Großbritannien

»Das britische Mandat (für Palästina) endete vor genau 77 Jahren. Externer Druck wird Israel nicht von seinem Weg abbringen, seine Existenz und Sicherheit gegen Feinde zu verteidigen, die seine Vernichtung anstreben«, betont das Außenministerium

 20.05.2025

Berlin

Statistik: Antisemitische Vorfälle in der Hauptstadt verdoppelt

Antisemitische Botschaften online wie offline sind gewaltvoller und enthemmter geworden

 20.05.2025

Berlin

Treiber Israelhass

Schon die erste Kriminalitätsstatistik, die Innenminister Dobrindt (CSU) vorstellt, zeigt, dass er ein schwieriges Amt übernommen hat. Bei Straftaten mit politischem Hintergrund gibt es eine alarmierende Entwicklung

von Anne-Béatrice Clasmann  20.05.2025

Erfurt

Antisemitismus-Beschluss: Thüringer Linke geht auf Distanz zur Bundespartei

Der Erfurter Co-Parteichef Christian Schaft hält den Antisemitismus-Beschluss der Bundespartei für fatal und fordert eine kritische Auseinandersetzung

 20.05.2025

Israel

Deutscher Tourist in Tel Aviv festgenommen

Die Hintergründe

 19.05.2025

NS-Raubkunst

Doch keine Einsicht

Noch vor kurzem versprach Bayerns Kunstminister Markus Blume »Transparenz und Tempo«. Jetzt verweigert er den Erben des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim die Akteneinsicht

von Michael Thaidigsmann  19.05.2025

ESC

Israel im Visier: Debatte um Publikumsvoting bei ESC entbrannt

Eine Musikshow wird zur Staatsaffäre: In Spanien schlagen die Wellen nach dem ESC-Finale hoch. Es geht unter anderem um das Publikumsvoting. Fragen kommen aber auch aus einem anderen Land

von Marek Majewsky  19.05.2025

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  19.05.2025

Berlin

Hologramme gegen Judenhass

Nach den Massakern und Geiselnahmen der Hamas in Israel organisierte Nicolai Schwarzer eine Solidaritätsdemo für jüdisches Leben. Nun startet der Unternehmer sein nächstes Projekt

von Verena Schmitt-Roschmann  19.05.2025