USA

Alarmierender Anstieg antisemitischer Vorfälle

Eine antiisraelische Demonstration im Februar auf der New Yorker Fifth Avenue Foto: picture alliance / Sipa USA

Die jüdische Community in den Vereinigten Staaten von Amerika ist mit einem beispiellosen Anstieg von durch Judenhass motivierten Vergehen konfrontiert. Laut der NGO Anti-Defamation League (ADL) gab es im vergangenen Jahr 8873 Vorfälle dieser Art.

Seit 1979, als die ADL begann, entsprechende Daten aufzuzeichnen, handelt es sich um den höchsten Stand. »Dies ist teilweise auf die massive Zunahme antisemitischer Reaktionen auf das Massaker vom 7. Oktober in Israel und den andauernden Krieg in Gaza zurückzuführen«, hieß es in einer Erklärung der Organisation.

Aus dem ADL-Bericht für 2023 geht hervor, dass bei antisemitischen Vorfällen im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von 140 Prozent verzeichnet wurde. Die Zahl entsprechender Vergehen hatte schon 2022 Rekordwerte erreicht.

Gewalttätige Übergriffe

Von den 8873 Fällen im vergangenen Jahr wurden weit über 5000 nach dem 7. Oktober gemeldet. Dieser Aspekt zeigt einen deutlichen Zusammenhang mit den Massakern des palästinensischen Terrors im Süden Israels, beziehungsweise der Reaktion des jüdischen Staates auf die Attacke, bei der 1200 Menschen ermordet, 250 verschleppt und viele vergewaltigt, lebendig verbrannt oder anderweitig gefoltert wurden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die ADL teilte die Vorfälle in drei Kategorien auf. Dazu gehörten gewalttätige Übergriffe auf Personen, die als jüdisch wahrgenommen wurden. 161 Fälle wurden gemeldet. Orthodoxe Juden waren in einem Drittel der Fälle betroffen, obwohl ihr Anteil an der jüdischen Bevölkerung der USA nur etwa 12 Prozent beträgt.

In der nächsten Kategorie, nämlich Belästigungen, wurden 6535 Fälle gezählt. Es handelt sich um einen Anstieg um 184 Prozent im Vergleich zu 2022. Die Opfer wurden beleidigt oder mit antisemitischen Verschwörungstheorien belästigt.

Synagogen und Gemeindezentren

Vandalismus ist die dritte Kategorie. Hier kam es zu 2177 Fällen, in denen mit Judenhass in Zusammenhang stehende Sachbeschädigungen festgestellt wurden. Der Anstieg in diesem Bereich betrug 69 Prozent.

Lesen Sie auch

Weitaus mehr Synagogen, jüdische Gemeindezentren und jüdische Schulen waren von antisemitischen Übergriffen betroffen als im Vorjahr. Die Zunahme von 237 Prozent kann auch auf viele Bombendrohungen gegen diese Einrichtungen zurückgeführt werden.

Noch deutlicher ist die Zunahme von durch Judenhass motivierten Vorfällen in amerikanischen Universitäten. Sie betrug 321 Prozent.

Nationaler Notstand

Die ADL trug Zahlen aus allen 50 US-Bundesstaaten und dem District of Columbia zusammen, in dem sich die Hauptstadt Washington befindet. In Kalifornien, New York, New Jersey, Florida und Massachusetts gab es die meisten Vorfälle.

Mit der Veröffentlichung der alarmierenden Zahlen forderte die ADL die Gouverneure der Bundesstaaten auf, eigene Versionen der nationalen Strategie gegen Antisemitismus der Biden-Administration zu erarbeiten und umzusetzen.

»Antisemitismus ist nichts weniger als ein nationaler Notstand, ein Brand der Alarmstufe fünf, der immer noch im ganzen Land und in unseren lokalen Gemeinden und Universitäten wütet«, erklärte Jonathan Greenblatt, der CEO der ADL.

»Jüdische Amerikaner werden in der Schule, bei der Arbeit, auf der Straße, in jüdischen Einrichtungen und sogar zu Hause wegen ihrer Identität zur Zielscheibe gemacht«, so Greenblatt. Die Krise erfordere ein sofortiges Handeln in allen Bereichen der Gesellschaft.

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025