Sachsen/Sachsen-Anhalt

AfD-Männer gedenken eines SS-Standartenführers

Neonazis in Chemnitz (Archivfoto) Foto: picture alliance/dpa

In Ostdeutschland werden die Verwicklungen der AfD in rechtsextreme Strukturen immer offensichtlicher. Im sachsen-anhaltischen Dessau ist Laurens Nothdurft zum Ortsbürgermeister im Stadtteil Roßlau gewählt worden. Er ist nicht nur Mitglied der AfD, sondern war auch Teil einer rechtsextremistischen Organisation. Die Stadt Dessau erklärte offiziell, Nothdurft habe in führender Position der Heimattreuen Deutschen Jugend angehört. Dies sei »allgemein bekannt«.

Rechtsextremistisch ist in Sachsen-Anhalt, sowie in Sachsen und Thüringen, auch die AfD, während sie auf Bundesebene als entsprechender Verdachtsfall eingestuft wurde. Die »Mitteldeutsche Zeitung« berichtete zuerst vom Fall Nothdurft.

Verbindungen zum neonazistischen Milieu

Es gibt in Sachsen-Anhalt einen weiteren Fall, in dem ein Politiker mit rechtsextremem Hintergrund auf lokaler Ebene an die Macht kam: Ein Mitglied der früheren NPD, die jetzt »Die Heimat« heißt und ebenfalls vom Verfassungsschutz beobachtet wird, wurde in Oranienbaum-Wörlitz Ortsvorsteher des Ortsteils Gohrau.

Nach Beobachtung des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus ist in Sachsen-Anhalt eine »Normalisierung der extremen Rechten« zu beobachten. Die NGO erklärte, es gebe nun zwei Ortsbürgermeister mit Verbindungen zum neonazistischen Milieu.

Laut dpa kritisiert die Linke vor allem eine Normalisierung
der AfD auf kommunaler Ebene. In kommunalen Vertretungen würden Kandidaten der rechtsextremen »Alternative für Deutschland« in die obersten Ämter gehoben.

Derweil verbünden sich im benachbarten Sachsen auch AfD-Politiker ungeniert mit Neonazis – wenige Wochen, bevor dort Landtagswahlen anstehen, bei denen laut Umfragen fast jeder Dritte die AfD wählen will.

»Schulterschluss mit dem Neonazismus«

»Es sind die Fraktionen in den Gemeinden, die den Rechtsextremisten zu mehr Macht verhelfen«, sagte die Fraktionsvorsitzende der Linken im Magdeburger Landtag, Eva von Angern. Vor dieser Entwicklung hätten Experten zuvor laut gewarnt.

Derweil berichtet die »taz«, in Sachsen verbündeten sich AfD-Politiker zunehmend mit Neonazis, Hooligans mit einem ähnlichen Weltbild und völkischen Gruppen. Das Blatt war auch in der Oberlausitz mit aufwändigen Recherchen beschäftigt. Auf kommunaler Ebene gehöre »der Schulterschluss mit dem Neonazismus längst zum Alltag«, berichtet das Blatt.

Am 22. Juni kam es demnach zu einer Sonnenwendfeier in der Oberlausitz. In Strahwalde (Landkreis Görlitz) kamen Rechtsextremisten zu dem festlichen Event zusammen. Der Verlauf der Feier habe an den Nationalsozialismus »angeknüpft«, so die »taz«. Nicht nur Rituale mit Fackeln seien Teil der Veranstaltung gewesen, sondern auch das Singen von Liedern der Hitlerjugend.

»NS-verherrlichendes Stelldichein«

Was die Feier bei Görlitz noch interessanter macht, aber eben auch alarmierender, ist dass die Feier auch von den AfD-Lokalpolitikern Robert Thieme und Thomas Christgen vorbereitet worden sein soll. Die AfD ist auch in Sachsen »gesichert rechtsextremistisch«. Die Partei wehrt sich stets gegen diese Einstufung des Verfassungsschutzes. Die Nähe von Mitgliedern zu Neonazis spricht allerdings eine andere Sprache.

Bei einem Ritual bei dem Fest wurde auf die »Deutsche Jugend« geschworen. Der »Löbauer Standartenführer Max Wünsche und all
die Ritterkreuzträger« wurden von den Teilnehmern geehrt. »Heil Sonnenwende« riefen sie mehrfach aus.

»Nationalsozialistische Brauchtumspflege«

Das Ritterkreuz war ein Orden für Wehrmachtssoldaten, die »Tapferkeit vor dem Feind« zeigten. Max Wünsche war Ordonnanzoffizier
bei Adolf Hitler. Er befehligte die 12. SS-Panzer-Division »Hitlerjugend «.

Neben Robert Thieme, der unlängst für den Stadtrat in Zittau kandidierte, und Thomas Christgen, ein Mitglied des Stadtrates von Niesky, nahm auch der AfD-Politiker Frederic Höfer teil.

Diese AfD-Männer feierten mit Mitgliedern der paramilitärischen Reichsbürger-Organisation »Vaterländischer Hilfsdienst Meißen «, der »Wanderjungend Oberlausitz «, der Jugendgruppe »Sturmvogel« und anderer rechtsextremer Gruppen.

Die Zeitung zitierte aus einer Erklärung der NGO Demokratie AG Ostsachsen, der zufolge bei mehreren Feiern dieser Art der »offene Anschluss an völkische und nationalsozialistische Brauchtumspflege zelebriert« wurde. im

Weimar

Gedenkstätte Buchenwald erinnert an homosexuelle NS-Opfer

In dem ehemaligen Konzentrationslager ist am Sonntag an die homosexuellen Männer erinnert worden, die während der NS-Diktatur dort eingesperrt und ermordet wurden. Auch nach der NS-Diktatur erlebten die Überlebenden in Deutschland Diskriminierung

 26.10.2025

Terrorismus

Mossad: Iranischer Kommandeur plante auch Anschläge in Berlin

Israels Auslandsgeheimdienst nennt einen ranghohen iranischen Kommandeur als mutmaßlichen Hintermann vereitelter Anschläge in mehreren Ländern - darunter auch Deutschland

 26.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Zeitdokument

Erstmals Fotos von NS-Deportation aus Hamburg entdeckt

Bislang galten sie als Aufnahmen einer Bomben-Evakuierung. Nun ist klar: Drei historische Fotos zeigen eine NS-Deportation von mehr als 1.000 Juden aus Hamburg. Forscher haben sie erstmals eindeutig identifiziert

 26.10.2025

Wien

Österreichs Kanzler klar für Teilnahme Israels am ESC

Im Mai 2026 soll der 70. Eurovision Song Contest in Wien stattfinden. Doch einige Staaten wie Spanien, die Niederlande und Irland haben im Fall eines israelischen Auftritts mit Boykott gedroht. Was sagt Österreichs Kanzler?

 26.10.2025

Frankfurt am Main

Israelfeindliche Aktivisten bedrohen Uni-Präsidenten

Der Präsident der Goethe-Universität hatte eine Kooperationsvereinbarung mit der Universität Tel Aviv unterzeichnet und geriet deshalb ins Visier der Aktivisten. Es ist nicht der erste Skandal auf dem Campus

 24.10.2025

Berlin

Gratis-Falafel: Restaurant »Kanaan« reagiert auf Vorfall im »K-Fetisch«

Die Aktion dauert bis 16.00 Uhr an. Es sei ein »Friedenszeichen in Zeiten des Hasses«, sagen die Betreiber

 24.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  24.10.2025