Antisemitismus

Aus Sicherheitsgründen: Jüdische Gemeindezeitung kürzt Nachnamen ab

Die Synagoge am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg Foto: picture alliance/dpa

Fast 500 Tage nach den von palästinensischen Terroristen verübten Massakern, Geiselnahmen und Vergewaltigungen im Süden Israels besteht weiterhin Gefahr für Juden – und zwar auch außerhalb des Landes, nicht zuletzt in der Bundesrepublik.

Bereits vor dem 7. Oktober 2023 kam es auch in Berlin und andernorts zu Demonstrationen, in deren Rahmen Israel- und Judenhass offen gezeigt wurden. Kurz nach dem schrecklichen Tag wurde die Bewachung jüdischer Einrichtungen intensiviert, da die Bedrohung erheblich wuchs.

Wie Ilan Kiesling, der Pressesprecher der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, gegenüber dieser Zeitung erklärte, werden in »Jüdisches Berlin«, dem gemeindeeigenen Magazin, bereits seit November 2023 die Nachnamen der älteren »Geburtstagskinder«, aber auch der Barmitzwa- und Batmizwa-Kinder abgekürzt.

»Zusammenrottungen von jubelnden Hamas-Unterstützern«

»Die Auswirkungen des grausamen Massakers der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf die jüdische Gemeinschaft weltweit spüren wir auch unmittelbar hier in Berlin durch einen massiven Anstieg antisemitischer Vorfälle«, so Kiesling. »Wie Sie wissen, kam es schon im Oktober 2023 zu Zusammenrottungen von jubelnden Hamas-Unterstützern auf den Straßen Berlins und sogar einem versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge, sodass der Schutz jüdischer Einrichtungen massiv verstärkt werden musste.«

Lesen Sie auch

Kiesling fügte hinzu: »Die Gefährdung jüdischen Lebens scheint eine neue Dimension erreicht zu haben, was zu einer großen Verunsicherung unter unseren Gemeindemitgliedern geführt hat. Die Anonymisierung der Nachnamen soll die Wahrscheinlichkeit von Anfeindungen gegen unsere Gemeindemitglieder reduzieren.«

Keine Davidsterne auf Briefen

Unter den 103 jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik gibt es weitere, die entsprechende oder ähnliche Maßnahmen umsetzen. Marc Grünbaum, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, gab kurz nach dem 7. Oktober 2023 SWR2 ein Interview.

Grünbaum sagte damals dem ARD-Sender: »Realität ist, dass wir (...) den Absender auf unseren Versandbriefen dahingehend verändern mussten, dass wir nunmehr (...) als Absender eine Abkürzung benutzen und unser Logo, in dem auch ein Davidstern gezeigt wird, nicht mehr auf unseren Briefumschlägen zeigen.« Diese Maßnahme wurde auf Bitten von besorgten Gemeindemitgliedern getroffen.

Ähnlich sah es in München aus, wo die größte jüdische Gemeinde Deutschlands, nämlich die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG), ihren Sitz hat. Im November 2023 bat sie diese Zeitung, die Jüdische Allgemeine nur noch anonym zu verschicken.

Da die Hamas weiterhin zu »Tagen des Zorns« und »Protesten« aufruft, die Terrorunterstützer und Antisemiten dann organisieren, und aufgrund der Gefahr, die andere Terrorgruppen und potenzielle Einzeltäter darstellen, werden weiterhin verschärfte Sicherheitsmaßnahmen benötigt. im

Essay

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  18.09.2025 Aktualisiert

Yad Vashem

Holocaust-Bildungszentrum in Deutschland: Drei mögliche Standorte ausgewählt

In welchen Bundesländern könnte die Institution gebaut werden? Drei stehen auf der Liste

 18.09.2025

Gazakrieg

Trump: »Ich will, dass die Geiseln sofort freigelassen werden«

Beim Staatsbesuch des US-Präsidenten im Vereinigten Königreich ging es bei einer Pressekonferenz auch um den Gaza-Krieg. Dabei machte Donald Trump eine zentrale Forderung erneut deutlich

 18.09.2025

Initiative

Kampf gegen Judenhass: Bündnis fordert Taten von der Politik

Zahlreiche Persönlichkeiten und Organisationen beteiligen sich an einem Bündnis gegen Antisemitismus. Am Donnerstag traten sie mit einem Fünf-Punkte-Plan an die Öffentlichkeit

 18.09.2025

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Washington D.C.

US-Gericht ordnet Abschiebung von Machmud Chalil an

Den israelfeindlichen Aktivisten würde die US-Regierung gern abschieben. Fehlende Angaben bei seiner Green Card könnten ihm zum Verhängnis werden

 18.09.2025

Meinung

Der erfundene »Völkermord«

Wer für einen Genozid verantwortlich ist, versorgt dessen angebliche Opfer nicht, warnt sie nicht vor Angriffen und richtet weder Fluchtrouten noch humanitäre Zonen ein

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Meinung

Vereinte Nationen: Alter Wein in neuen Schläuchen

Kommende Woche soll in New York eine Resolution zum Nahostkonflikt verabschiedet werden. Sie ist hochproblematisch. Deutschland sollte dagegen stimmen

von Jacques Abramowicz  18.09.2025