Xavier Naidoo steht wieder auf den großen deutschen Bühnen. Die ersten Konzerte finden am 16. und 17. Dezember in Köln statt, weitere Termine sind für das kommende Jahr unter anderem in Berlin, München, Leipzig und Hamburg angekündigt.
Vor dieser Rückkehr ins Rampenlicht war der 54-jährige Mannheimer wegen antisemitischer, homophober und verschwörungsideologischer Aussagen aus der Öffentlichkeit mehr oder minder verschwunden. Naidoo hatte unter anderem die Neuauflage der antisemitischen Ritualmordlegende verbreitet, den Holocaust als eine »gelungene historische Fiktion« bezeichnet und behauptet, dass das Gas »Zyklon B« untauglich für die Ermordung von Menschen sei.
Im deutschen Kulturbetrieb beschäftigt man sich nur ungern mit dem virulenten antisemitischen Gedankengut in den eigenen Reihen.
Protestaktionen gegen Naidoos Auftritte wurden bisher nicht angekündigt, und die öffentliche Kritik an seinem Comeback hält sich in Grenzen. Seine Fans freuen sich dagegen inbrünstig. Bedenken wegen seiner diskriminierenden Aussagen haben sie nicht. Schließlich habe sich der Soulsänger für all seine unzähligen Invektiven entschuldigt. In einem dreiminütigen Video in den sozialen Medien. Haken dran.
Vergessen scheinen seine Auftritte mit Neonazis, vor Reichsbürgern und mit rechten Musikern. Eine Aufarbeitung der von ihm unter anderem geäußerten Formulierungen wie »ziemlich viele Juden (sind) in diesen Kinderschänder-Dreck verwickelt« oder »Zentralrat der Lügen« ist auch nicht in Sicht.
Dieses kollektive Schulterzucken zur Rehabilitierung des Sängers garniert ein weiteres Detail perfekt: Gegen Naidoo sind derzeit am Landgericht Mannheim noch zwei Verfahren anhängig, unter anderem wegen der Relativierung des Holocaust.
Im deutschen Kulturbetrieb beschäftigt man sich nur ungern mit dem virulenten antisemitischen Gedankengut in den eigenen Reihen. Das erfolgreiche Comeback von Xavier Naidoo ist hierfür ein weiteres Beispiel. Das jedoch führt den allseits wortreich vorgetragenen Anspruch, den Antisemitismus bekämpfen zu wollen, ad absurdum.
Der Autor ist freier Journalist in Berlin.