Meinung

Steinmeier, Abbas und die Mullahs

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Meinung

Steinmeier, Abbas und die Mullahs

Junge Juden hegen Bedenken, ob auf richtige Worte immer die richtigen Taten folgen

von Lars Umanski  05.02.2022 21:29 Uhr

Die Wiederwahl des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier gilt als sicher. Erst kürzlich erhielt er die Leo-Baeck-Medaille für seinen Einsatz um die deutsch-jüdische Aussöhnung. Wenn es um jüdisches Leben ging, fand der Bundespräsident stets deutliche Worte. Doch gerade unter jungen Juden wächst der Unmut, dass auf Worte nicht immer die richtigen Taten folgen.

In Babyn Jar betonte der Bundespräsident die Wichtigkeit des Erinnerns – auch im Hinblick auf eine bessere Zukunft. Bei der Auftaktveranstaltung zum Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« mahnte der Bundespräsident den wachsenden Antisemitismus an, zeigte sich aber auch dankbar für das hierzulande gelebte pluralistische Judentum. Letzteres findet häufig keine Erwähnung, in diesem Zusammenhang war es umso beachtlicher.

fauxpas Die zum Teil bewegenden Worte dürften allerdings in manch einer Situation hinterfragt worden sein, etwa, als der Bundespräsident am Grab des Terroristen Arafat einen Kranz niederlegte. Ein Fauxpas? Auch die lobgepriesene Partnerschaft mit dem PLO-Langzeitpräsidenten Abbas dürfte berechtigterweise für Unmut gesorgt haben. Fassungslos machten die Glückwünsche an das iranische Regime zum 40. Jahrestag der iranischen Revolution, ausdrücklich »auch im Namen (s)einer Landsleute«.

Das Glückwunschtelegramm an den Iran sei ein Versehen gewesen. Ein Versehen, das dem Bundespräsidenten unter keinen Umständen passieren darf.

Die jüdische Gemeinschaft dürfte hierbei wohl nicht mit inbegriffen gewesen sein, die Staatsräson »Israel« kurzzeitig vergessen. Das Glückwunschtelegramm an den Iran im Folgejahr sei hingegen ein Versehen gewesen. Ein Versehen, das dem Bundespräsidenten unter keinen Umständen passieren darf.

Die Verleihung der Leo-Baeck-Medaille gleicht vor diesem Hintergrund vor allem dem Auftrag, der angekündigten Antisemitismusbekämpfung die richtigen Taten folgen zu lassen. Dazu gehört auch eine klare Positionierung, wenn es um israelbezogenen Antisemitismus und um diejenigen geht, die stets versuchen, das »Kein Platz für Antisemitismus« auf die Probe zu stellen – auch unter dem Deckmantel einer vermeintlichen »Israelkritik«.

Der Autor ist Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD).

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025

New York

Antisemitische Äußerungen: Mitglied von Mamdanis Team tritt zurück

Die Tiraden von Catherine Almonte Da Costa sorgen für Entsetzen

 19.12.2025