Meinung

Was »Sensibilität« bei der Berlinale bedeutet

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  20.02.2025 16:29 Uhr Aktualisiert

Die Kulturjournalistin Maria Ossowski Foto: privat

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  20.02.2025 16:29 Uhr Aktualisiert

Warum wieder Berlin? Weder zu den Filmfestspielen in Venedig noch in Cannes zeigt sich Judenhass. Anders während der Berlinale: Bei der Premiere seines Werks Queerpanorama hat der Hongkonger Regisseur die Rede eines iranischen Schauspielers vorgelesen, der Israel als brutalen Siedlerkolonialstaat bezeichnet. Die deutsche Regierung und ihre Kulturinstitutionen einschließlich der Berlinale würden einen Beitrag zur Apartheid, zum Völkermord und der Auslöschung des palästinensischen Volkes leisten.

Weitere Beispiele: die Präsentation einer Doku über den Diktator Alfredo Stroessner in Paraguay. Der Cutter trug auf der Bühne Keffiyeh und ein T-Shirt mit der Karte des Nahen Ostens ohne Israel. Auf einen flammenden Solidaritätsappell mit Gaza reagierte das Publikum mit Applaus. Bei einer Vorführung des Films Yallah Parkour, der sich um Gaza dreht, sprach Co-Regisseur Ahmed Matar von Genozid, und Regisseurin Areeb Zuaiter sagte, manche würden Gaza ein Konzentrationslager nennen.

An diesen und weiteren Vorfällen zeigt sich: Das Konzept der neuen Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle ist gescheitert. Sie hat auf Austausch und Dialog gesetzt, dies auch schriftlich auf der Homepage der Berlinale 2025 formuliert, allerdings wenig verbindlich.

Lesen Sie auch

Keffiyeh überm Abendkleid? Erlaubt. »From the river to the sea«-Parolen? Zumindest nicht verboten. Das internationale Filmfestival fühlt sich nicht an die Antisemitismus-Resolution des Bundestages gebunden, sie sei kein rechtsverbindliches Dokument und habe »auf die Durchführung der Berlinale keinen Einfluss«.

Warum wird das Tragen eines Palästinensertuchs schriftlich erlaubt? Seit dem 7. Oktober 2023 fühlen sich jüdische Communitys und ihre Freunde beim Anblick dieses Symbols bedroht. Animiert man damit eher zum Tragen des Palästinensertuchs, das eng mit der Geschichte des palästinensischen Terrors verknüpft ist?

Warum darf Tilda Swinton die Berlinale als Plattform für die antisemitische BDS-Bewegung nutzen? Die Berlinale fordert einen respektvollen Umgang miteinander, der Begriff »Sensibilität« taucht mehrmals auf. Den Israelhassern sind derlei Anweisungen egal.

"Jud Süß"

Der lange Schatten des schlimmsten Films der Geschichte

Vor 85 Jahren wurde »Jud Süß« gedreht. Es gibt einige Gründe, den Streifen als bösartigsten Film der Welt zu brandmarken. Das antisemitische Machwerk hat eine gewisse Aktualität

von Gregor Tholl  24.03.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 20. März bis zum 29. März

 24.03.2025

Geschichte

»Der ist auch a Jid«

Vor 54 Jahren lief Hans Rosenthals »Dalli Dalli« zum ersten Mal im Fernsehen. Unser Autor erinnert sich daran, wie wichtig die Sendung für die junge Bundesrepublik und deutsche Juden war

von Lorenz S. Beckhardt  23.03.2025 Aktualisiert

Fernsehen

»Mein Vater war sehr bodenständig«

Am 2. April wäre Hans Rosenthal 100 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum würdigt ihn das ZDF. Ein Gespräch mit seinem Sohn Gert über öffentliche und private Seiten des Quizmasters

von Katrin Richter  23.03.2025 Aktualisiert

Porträt

»Das war spitze!«

Hans Rosenthal hat in einem Versteck in Berlin den Holocaust überlebt. Später war er einer der wichtigsten Entertainer Westdeutschlands. Zum 100. Geburtstag zeigt ein ZDF-Spielfilm seine beiden Leben

von Christof Bock  24.03.2025 Aktualisiert

Aufgegabelt

Blintzes mit Vanillequark

Rezepte und Leckeres

von Katrin Richter  23.03.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Krasse Party – aber worum gehtʼs eigentlich?

von Margalit Edelstein  23.03.2025

Stand-Up

»Comedy ist Tragödie plus Zeit«

Der Tel Aviver Yohay Sponder war kürzlich zu Gast in Berlin und Frankfurt. Ein Gespräch über Humor, den Witz seines Vaters und viele dumme Menschen

von Katrin Richter  23.03.2025

Hochschule

»Unsere Studierenden kommen alle sehr gut unter«

Sina Rauschenbach über Qualifikation für Museumsarbeit an der Universität Potsdam und die Jobchancen der Absolventen

von Ayala Goldmann  23.03.2025