Andreas Büttner

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Andreas Büttner ist Antisemitismusbeauftragter in Brandenburg Foto: picture alliance/dpa

Der Tweet ist nur wenige Zeichen lang – aber seine Wirkung ist tiefgreifend. Ulrike Eifler, Mitglied im Parteivorstand der Linkspartei, hat auf X (ehemals Twitter) ein Bild geteilt, das vermeintlich Solidarität mit Palästina ausdrücken soll. Zu sehen ist eine Karte in den Farben der palästinensischen Flagge – doch nicht etwa beschränkt auf das Westjordanland und den Gazastreifen, sondern das komplette Staatsgebiet Israels. Der Hashtag dazu: #FreePalestine. Was harmlos klingen mag, ist in Wahrheit ein politisches Statement mit Sprengkraft.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wer diese Karte teilt, will nicht zwei Staaten für zwei Völker – sondern einen Staat anstelle von Israel. Es ist ein Aufruf zur Auslöschung, keine Friedensbotschaft. Solche Darstellungen sind seit Jahrzehnten Bestandteil antiisraelischer Propaganda, sie zirkulieren auf Flugblättern militanter Gruppen, in Schulbüchern der Hamas – und nun eben auch im Parteivorstand der Linken.

Dabei ist Kritik an der Politik Israels natürlich legitim. Über den Umgang der israelischen Regierung mit Palästinenserinnen und Palästinensern, über Siedlungsbau, Blockaden, Diskriminierung – all das muss diskutiert werden dürfen. Aber: Wer Israel das Existenzrecht abspricht, verlässt den Boden legitimer Kritik. Die Karte, die Eifler teilt, macht genau das. Sie löscht Israel von der Landkarte.

Das ist kein Missverständnis, keine Ungenauigkeit. Das ist symbolische Delegitimierung eines jüdischen Staates – und damit anschlussfähig an eine Form des Antisemitismus, die in der Linken seit Jahren schwelt und nie wirklich aufgearbeitet wurde.

Lesen Sie auch

Die Partei steht nun am Scheideweg. Sie kann entweder klare Grenzen ziehen – oder sich weiter in eine Richtung bewegen, in der sie für Jüdinnen und Juden in diesem Land kein glaubwürdiger Partner mehr sein kann. Ulrike Eifler sollte sich entschuldigen. Der Parteivorstand sollte sich erklären. Und Die Linke sollte sich fragen, wie ernst es ihr wirklich ist mit dem Kampf gegen Antisemitismus.

Die politische Linke wird nicht glaubwürdig für Menschenrechte eintreten, wenn sie blind bleibt für den Hass im eigenen Haus.

Der Autor ist Antisemitismusbeauftragter des Landes Brandenburg.

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Meinung

Zurück ins Mittelalter?

Die israelische Regierung will die Todesstrafe wieder einführen. Das ist geschichtsvergessen und verblendet

von Sophie Albers Ben Chamo  04.12.2025

Meinung

Wagenknechts Schiffbruch

Nur etwa zwei Jahre nach seiner Gründung steht das BSW vorm endgültigen Scheitern – eine gute Nachricht! Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack

von Ralf Balke  04.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025