Ulrike Becker

Teherans Bombe: Die Zeit läuft davon

Ulrike Becker Foto: Tatyana Kronbichler

Ulrike Becker

Teherans Bombe: Die Zeit läuft davon

Die kommende Bundesregierung muss dringend handeln, um das iranische Atomprogramm zu stoppen. Bis Mitte Juli bietet sich dafür noch ein Zeitfenster

von Ulrike Becker  10.04.2025 11:27 Uhr

Wenn demnächst die neue Bundesregierung gebildet ist, steht sie in der Außenpolitik vor einer drängenden Aufgabe: der Einhegung von Irans Atomprogramm. Die Uhr tickt, denn im Oktober endet die Möglichkeit, den sogenannten »Snap Back«-Mechanismus zu aktivieren. Dieser ist Teil des Nuklear-Abkommens von 2015 und bietet die Möglichkeit, den vollen Sanktionsdruck gegen die Islamische Republik auszulösen, falls das Regime gegen das Abkommen verstößt.

Jeder Vertragspartner – also auch Deutschland – kann den Snap Back auslösen. Es würden alle durch den Deal aufgehobenen UN-Sanktionen wieder in Kraft treten, die das iranische Atomprogramm vor 2015 einhegen sollten. Auch die Sicherheitsratsmitglieder Russland und China könnten das nicht verhindern, denn beide Länder haben das Abkommen mitunterzeichnet. Doch weil der Prozess auch Beratungszeiten vorsieht, muss bereits vor Oktober, nämlich bis Mitte Juli, gehandelt werden.

Nur massiver Sanktionsdruck kann das iranische Atomprogramm stoppen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

Der Iran ist schon jetzt ein nuklearer Schwellenstaat: Er verfügt über immer mehr hoch angereichertes und damit waffentaugliches Uran. Es gibt für diese Anreicherung keine zivile Erklärung, und die Menge des waffentauglichen Materials reicht aus, um innerhalb von drei Wochen sieben Atomwaffen herzustellen. Gleichzeitig haben die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde aber kaum noch die Möglichkeit, das Vorgehen des Iran wirksam zu beobachten. Das iranische Atomwaffenprogramm macht also stetig Fortschritte, ohne dass die Welt davon etwas erfährt.

Die Islamische Republik, deren erklärtes Ziel die Vernichtung des jüdischen Staates ist, hat diesen im vergangenen Jahr zweimal direkt angegriffen, destabilisiert die Region und unterstützt die Angriffe gegen Israel durch die Huthi, die Hisbollah und die Hamas. Ein massiver Sanktionsdruck gegen das iranische Nuklearprogramm ist die einzige nichtmilitärische Möglichkeit, das Atomprogramm Teherans zu stoppen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

Die Autorin leitet den Forschungsbereich des Mideast Freedom Forum Berlin (MFFB). Der Thinktank hat im März ein Policy Paper zum iranischen Atomprogramm veröffentlicht.

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer wie der Imam den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025