Katharina Schmidt-Hirschfelder

Sorglos in Schweden

Katharina Schmidt-Hirschfelder Foto: Gregor Zielke

Katharina Schmidt-Hirschfelder

Sorglos in Schweden

Während Europa in der Corona-Krise auf Einschränkungen setzt, sonnt sich Schweden in seinem Außenseiterstatus

von Katharina Schmidt-Hirschfelder  02.04.2020 07:12 Uhr

Ganz Europa hat längst in den Corona-Krisenmodus geschaltet. Ganz Europa? Nein, ein sozialdemokratisches Königreich im Norden, das sich gerne rühmt, auf vielen Feldern Vorreiter zu sein, macht (beinahe) so weiter wie bisher. Versammlungen mit bis zu 50 Teilnehmern sind immer noch erlaubt, Restaurants bleiben geöffnet, und die Skilifte rattern weiter, als wäre nichts geschehen.

Schweden sonnt sich in seinem Corona-Außenseiterstatus. Mit spöttischem Unterton kommentiert der Chef der Seuchenschutzbehörde die scharfen Maßnahmen, die etwa die skandinavischen Nachbarländer oder Deutschland ergreifen.

VERNUNFT Die rot-grüne Minderheitsregierung in Stockholm setzt auf Vernunft statt auf Verbote. Das entspricht dem schwedischen Selbstbild, entsprechend groß ist die Unterstützung der Bevölkerung für diesen Kurs. Weil aber die Infektionszahlen steigen, sah sich Ministerpräsident Stefan Löfven zu einer Fernsehansprache gezwungen – ein Novum in der schwedischen Geschichte. Sein Appell: soziale Distanz, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.

Die Rede hatte den bekannten schwedischen Sound: Nur als Gemeinschaft sind wir stark. Oder abgewandelt formuliert: Wir Schweden schwimmen gegen den Strom, aber alle schwimmen, bitte schön, zusammen.

Der ehemalige konservative Regierungschef Carl Bildt bescheinigt seinem Land – jedenfalls bis zu einem gewissen Grad – Realitätsverweigerung.

Die Welt da draußen ist furchtbar, aber wir haben es gemütlich, ätzt dagegen der ehemalige konservative Regierungschef Carl Bildt. Er bescheinigt seinem Land – jedenfalls bis zu einem gewissen Grad – Realitätsverweigerung.

Das klingt bekannt. Auch andere gesellschaftlich brisante Themen spielt Schweden gerne herunter. Antisemitismus unter Einwanderern? Alles nicht so schlimm.

Doch derartige kritische Stimmen bilden die Ausnahme. So bleibt es jedem Einzelnen überlassen, wie er mit der Lage umgeht.

PIKUACH NEFESCH Die jüdische Gemeinschaft jedenfalls hat Gottesdienste bis nach Pessach abgesagt, das restliche Gemeindeleben in Stockholm ruht sogar bis Ende April. Sicher ist sicher, sagt man sich dort – gerade mit Blick auf die vielen älteren Gemeindemitglieder. Zu »Pikuach Nefesch« ruft auch der jüdische Jugendverband auf. Es gelte, so viele Leben zu retten wie möglich.

Denn darin besteht im traditionellen Konsensland Schweden Einigkeit: Die große Corona-Welle steht noch bevor.

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