Meron Mendel

Rechtsextreme Bildungsarbeit?

Meron Mendel Foto: David Bachar / Bildungsstätte Anne Frank

Meron Mendel

Rechtsextreme Bildungsarbeit?

Die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung sollte nicht mit Steuergeldern finanziert werden

von Meron Mendel  29.04.2021 08:38 Uhr

Wie sterben Demokratien? Die US-Politikwissenschaftler Steven Levitsky und Daniel Ziblatt antworten darauf, die größte Gefahr bestehe in ihrem Dahinsiechen, im Sterben mit einem Wimmern. Dieses Siechtum schleicht sich in den Alltag; die Bürger wachen erst auf, wenn es zu spät ist.

Für mich verkörpern diese Gefahr Erika Steinbach und ihre AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES). Steinbach nannte Kinder von AfD-Mitgliedern »die neuen Judenkinder« und trug zur Hetze gegen den später ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke bei. In den sozialen Medien veröffentlichte sie Privatadressen missliebiger Personen. Ihre Stiftung agiert in einem rechtsbraunen Geflecht, ist ein Sammelbecken neurechter Schreibtischtäter.

VERFASSUNGSRECHT In einer Demokratie mit (Über)lebenswillen muss Konsens herrschen, dass eine solche Stiftung keine staatliche Finanzierung erhalten darf. Doch schon nach der Wahl soll die DES Millionen aus Steuermitteln erhalten. Das sehen wir nicht ein.

Vor allem die Ausrede, der Staat müsse nun einmal alle parteinahen Stiftungen fördern, wird löchriger: In einem Gutachten können wir zeigen, dass es juristische Möglichkeiten gibt, Stiftungen, die sich aus dem demokratischen Konsens verabschieden, von der Förderung auszuschließen. Prominente Verfassungsrechtler unterstützen unsere Initiative.

Die Ausrede, der Staat müsse nun einmal alle parteinahen Stiftungen fördern, wird löchriger.

Es scheint, dass wir damit in ein Wespennest stoßen. AfD-Sprecher Jörg Meuthen erklärt in einem Statement, dass die Stiftung Anspruch auf das Geld habe, Punkt. Er sieht das Staatsgeld gewissermaßen als Beute der Parteien. Indes bestätigt Steinbach ironisch unsere Forderungen und behauptet nun, die DES würde einen »Demokratie-TÜV« spielend bestehen.

NETZWERKE Warum unsere Forderung derart widersprüchliche Statements nach sich zieht? Offenbar aus Angst, das sicher geglaubte Geld, das gedanklich schon in rechten Netzwerken verteilt war, sei doch so sicher nicht.

Nachdem nun nicht einmal die AfD glaubwürdige Ausreden für die DES produziert, sollte die Politik leichtes Spiel haben, rechtsextreme »Bildungsarbeit« zu verhindern. Sie muss es nur wollen.

Der Autor ist Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt.

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025