Einspruch

Rabbiner, bitte melden!

Ayala Goldmann Foto: Marco Limberg

Es ist zu begrüßen, dass Gottesdienste vom Verbot für Veranstaltungen ausgenommen sind, das während des Teil-Lockdowns in der Corona-Krise für den gesamten Kulturbereich gilt. Allerdings bedeutet Religionsfreiheit in der Praxis nicht, dass jüdische Gottesdienste wie gewohnt stattfinden: In manchen Städten wurden Freitagabendgottesdienste abgesagt, andernorts die gemeinsamen Gebete seit dem ersten Lockdown gar nicht wiederaufgenommen.

Vor den Hohen Feiertagen haben sich Rabbinerinnen und Rabbiner wochenlang Gedanken darüber gemacht, wie sie so vielen Gemeindemitgliedern wie möglich eine Teilnahme an den Gebeten ermöglichen können.

gemeinschaft Wegen der Pandemie blieben viele Gebetsäle trotzdem so gut wie leer: Weil sie sich vor einer Infektion fürchten, haben zahlreiche Jüdinnen und Juden seit Monaten weder eine Synagoge noch ein Gemeindehaus besucht.

Und bei allem Respekt für »Zoom«-Gottesdienste und -Schiurim – nichts davon ersetzt einen menschlichen Kontakt oder ein seelsorgerisches Gespräch, das älteren und einsamen Menschen, aber auch Gemeindemitgliedern mit Familien in dieser Zeit so sehr fehlt. Außerdem gehen viele ohnehin weniger wegen des Gebets als wegen der Gemeinschaft in die Synagoge.

gottesdienst Manch einer fragt sich deshalb: Was macht eigentlich mein Rabbiner – jetzt, wo sein Gottesdienst kürzer geworden ist oder gar nicht mehr stattfindet? Warum ruft er mich nicht ein einziges Mal an und fragt, wie es mir geht? Falls die Gemeinde zu viele Mitglieder hat, um alle selbst anzurufen – warum organisieren der Rabbi oder der Kantor keine Telefonkette?

Anders als im ersten Lockdown sind die Schulen derzeit offen. Auch Rabbiner mit kleinen Kindern sollten Zeit finden, ihre Gemeinde zusammenzuhalten. Die Kirchen in Berlin haben ein kostenloses Corona-Seelsorgetelefon initiiert, das von 8 bis 24 Uhr besetzt ist. Was machen eigentlich unsere Rabbinerkonferenzen, um dafür zu sorgen, dass sich niemand alleingelassen fühlt? Rabbis, bitte melden!

goldmann@juedische-allgemeine.de

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025