Alexander Friedman

Putins Schicksal: Sieg oder Untergang

Alexander Friedman Foto: pr

Anfang September haben die russischen Streitkräfte eine verheerende Niederlage im Raum Charkiw erlebt. Unter dem Eindruck dieser Niederlage ließ Wladimir Putin Scheinreferenden in den besetzten ukrainischen Gebieten durchführen, die nun von Moskau offiziell annektiert worden sind.

Am 21. September wurde zudem eine Teilmobilmachung angeordnet und unverblümt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Putins Mobilmachung ist die dritte in der jüngeren russischen Geschichte: nach 1914 im Ersten Weltkrieg und nach dem deutschen Überfall auf die Sowjet­union 1941 im Zweiten Weltkrieg. Ist also die Teilmobilmachung ein Schritt zum Dritten Weltkrieg? Gar zu einem Atomkrieg?

atomkrieg Während in den USA und in Europa über diverse Szenarien eines Atomkriegs diskutiert wird, steht in Russland die Mobilmachung im Mittelpunkt. Sie ist schlampig organisiert und verläuft nicht nach Plan. Mehr noch: Hunderttausende Männer fliehen aus dem Land, Menschen gehen auf die Straße, sowohl in den Metropolen als auch in der Peripherie.

Die Teilmobilmachung scheint die Stimmung in Russland langsam zu verändern. Der Krieg in der Ukraine, der lange Zeit für die meisten Russen weit weg war, wird nun zu einem Teil der russischen Wirklichkeit. Vor dem 21. September hat die überwiegende Mehrheit der russischen Bevölkerung die »militärische Spezialoperation« entweder unterstützt oder zumindest geduldet.

Von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine hat sich die russische Öffentlichkeit kaum beeindrucken lassen.

Von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine hat sich die russische Öffentlichkeit kaum beeindrucken lassen. Nun ist aber die Angst da, als Kanonenfutter für Putins imperiale Fantasien zu sterben. Putin hat sein politisches und persönliches Schicksal endgültig mit diesem Krieg verknüpft: entweder Sieg oder Untergang.

Gerade diese Konstellation erhöht erheblich die Gefahr eines Welt- oder Atomkriegs. Die Situation ist mit der dramatischen Kuba-Krise vor 60 Jahren nicht zu vergleichen. Damals gab es sowohl in Washington als auch in Moskau eine rote Linie – den Einsatz der Atomwaffe. So konnte letztendlich ein Kompromiss gefunden werden. Diesmal aber macht der Kreml nicht den Eindruck, auf diese rote Linie noch zu achten.

Der Autor ist Historiker in Düsseldorf. Er wurde in Minsk geboren.

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