Ralf Balke

Problemfall UNRWA

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

Die Reaktionen waren vorhersehbar. Nachdem am Montag 92 der 120 Abgeordneten in der Knesset in zweiter Lesung für zwei Gesetzentwürfe gestimmt hatten, wonach die UNRWA ihre Arbeit auf israelischem Staatsgebiet einstellen muss sowie israelischen Behörden alle Kontakte mit dem Palästinenserhilfswerk verboten werden sollen, hagelte es Kritik.

Die USA, die Israel bereits am 13. Oktober in einem Schreiben vor einer Verabschiedung der Gesetzesvorlage gewarnt hatten, sprachen von dem Risiko einer »Katastrophe«, die ein solcher Schritt für Millionen von Palästinensern bedeuten würde. Ähnliches war aus London zu hören. »Das Vereinigte Königreich ist sehr besorgt über die UNRWA-Gesetzesvorlagen, die die israelische Knesset verabschiedet hat.« Spanien, Slowenien, Irland und Norwegen verurteilten ebenfalls dem Beschluss.

Was die Kritiker der Knesset-Entscheidung von gestern jedoch nie zur Sprache brachten: Die UNRWA ließ in der Vergangenheit – um es höflich auszudrücken – an Distanz zur Hamas missen. Oder anders formuliert: Terroristen konnten die Ressourcen des 1949 gegründeten Hilfswerks der Vereinten Nationen nutzen.

Lesen Sie auch

Etwa zehn Prozent der rund 12.000 lokalen Mitarbeiter von UNRWA im Gazastreifen haben Verbindungen zur Hamas oder dem Islamischen Dschihad, so das »Wall Street Journal« im Januar. Mindestens zwölf Personen, die auf den Gehaltslisten der UNRWA standen, hätten sich am Massaker vom 7. Oktober aktiv beteiligt – beispielsweise Mohammad Abu Itiwi, ein Hamas-Kommandeur, der Handgranaten auf Besucher des Nova-Raves werfen ließ. Seinen Tod konnte die israelische Armee am Donnerstag vermelden. So etwas in seiner Kritik an Israels Entscheidung unter den Tisch fallen zu lassen, ist fahrlässig.

Premier Netanjahu hat das Vertrauen seines engsten Verbündeten leichtfertig aufs Spiel gesetzt.

Doch auch Israel verhält sich fahrlässig. So seien die Gesetzesvorlagen von der Opposition vorangetrieben worden, hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu noch vor einer Woche US-Außenminister Antony Blinken gegenüber im Gespräch erklärt. Washington möge sich wegen seiner Bedenken bitte an Yair Lapid, den Vorsitzenden von Jesch Atid wenden.

Tatsache aber ist: Dessen Partei hatte zwar bei der Abstimmung mit der Regierung dafür gestimmt, eingebracht aber wurde das Ganze von der Koalition. Das Vertrauen des engsten Verbündeten kann man kaum leichtfertiger aufs Spiel setzen.

Außerdem – und das ist viel relevanter – gibt es kein Konzept, wie die medizinische und sonstige Versorgung der Menschen im Gazastreifen funktionieren soll, wenn man UNRWA quasi ausschließt. Aus dem Büro des Ministerpräsidenten war nun zu hören, dass es ohnehin noch 90 Tage dauern würde, bis das Gesetz greift. »Wir sind bereit, mit unseren internationalen Partnern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass Israel weiterhin humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglichen kann, ohne dass dadurch die Sicherheit Israels gefährdet wird.«

Doch wie und mit wem, darüber gibt es keine konkreten Aussagen. Fakt aber ist, dass Israel derzeit Teile des Gazastreifens besetzt hält. Damit ist man – nicht zuletzt auch durch internationales Recht – dazu verpflichtet, für die ausreichende Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern und humanitärer Hilfe zu sorgen. Alleine und auf Dauer ist das für Israel kaum zu leisten, weshalb es Partner braucht. Und natürlich einen Plan.

Westjordanland

»Nicht tolerieren«

Israels Politiker und Militärs verurteilen die Angriffe extremistischer Siedler und kündigen harte Konsequenzen an

von Sabine Brandes  26.11.2025

Jerusalem

Darum geht es im Machtkampf zwischen Eyal Zamir und Israel Katz

Premierminister Benjamin Netanjahu versucht den Streit zu schlichten und erwägt angeblich Neubesetzung

von Sabine Brandes  26.11.2025

7. Oktober

IDF-Bericht: Freiwillige im Moschav Yated verhinderten Massaker

Auch Einwohner, die nicht zum Sicherheitsteam gehören, tragen am 7. Oktober dazu bei, den Angriff palästinensischer Terroristen zu stoppen. Ihr Vorgehen sei vorbildlich, so die IDF

 26.11.2025

Abkommen

»Dror hätte es verdient, alt zu werden«

Die Leiche der Geisel Dror Or – Käsemacher aus dem Kibbuz Be’eri – kehrt nach 780 Tagen in Gaza nach Hause zurück

von Sabine Brandes  26.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Waffenruhe

Hamas-Terroristen übergeben mutmaßliche Geisel-Leiche

Die Terroristen müssen noch die sterblichen Überreste von drei Geiseln übergeben

 25.11.2025

Wetter

Sturzfluten in Israel

Nach extremer Hitzewelle bringen erste heftige Stürme und Niederschläge Überschwemmungen im ganzen Land

von Sabine Brandes  25.11.2025

Hochzeit des Jahres

Hochzeit des Jahres

Daniel Peretz und Noa Kirel haben sich getraut

von Nicole Dreyfus  24.11.2025