Karl Pfeifer

Österreich: Auf Worte folgen Taten

Karl Pfeifer Foto: privat

Karl Pfeifer

Österreich: Auf Worte folgen Taten

Die österreichische Regierung geht konsequent gegen Antisemitismus und radikale Islamisten vor

von Karl Pfeifer  10.11.2020 08:50 Uhr

Seit Jahrzehnten hörten wir am 9. November Reden österreichischer Politiker, die immer die gleichen Sätze wiederholten, denen in der Regel keine Taten folgten. Ganz anders dieses Jahr: Während des Festakts im Bundeskanzleramt scheuten sich die Regierungsmitglieder nicht, Antisemitismus in all seinen Formen zu benennen und anzuprangern.

Doch damit nicht genug: Angekündigt wurde auch ein Gesetzesentwurf über die Absicherung österreichisch-jüdischen Kulturerbes. Demnach wird der Bund die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) jährlich mit vier Millionen Euro unterstützen.

RAZZIA Eine Stunde nach dem Festakt wurde die Pressekonferenz von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, mit der Bekanntgabe einer gegen die Muslimbruderschaft und die Hamas gerichteten Razzia eröffnet.

Der Muslimbruderschaft ist es während der vergangenen Jahrzehnte in Europa gelungen, ein dichtes Netzwerk von Vereinen und Organisationen aufzubauen, das Politik und Gesellschaft beeinflussen konnte. Beide Regierungsparteien, die konservative ÖVP und die linksliberalen Grünen, warnen schon seit Jahren vor radikal-islamistischen Gruppierungen und ihren Aktivitäten in Österreich.

Der Rechtsstaat garantiert die Religionsfreiheit, doch das beinhaltet nicht Unterstützung von Terroristen und Geldwäsche.

In Wien konnte die Muslimbruderschaft besonders enge Beziehungen zur sozialdemokratischen Stadtverwaltung pflegen. Diese Politik scheint nun zu enden. Innenminister Nehammer betonte, dass sich die Razzia nicht gegen die überwältigende Mehrheit von Muslimen richte, die in Frieden leben wollen, und sprach auch vom Druck, der von Islamisten auf Muslime ausgeübt wird.

Der Rechtsstaat garantiert die Religionsfreiheit, doch das beinhaltet nicht Unterstützung von Terroristen und Geldwäsche. So viel wird nach dem Anschlag von Wien deutlich: Auf Worte folgen Taten. Und die österreichische Justiz wird nicht mit dem Schlagwort »Islamophobie« behindert werden können.

Der Autor ist Journalist in Wien.

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Meinung

Zurück ins Mittelalter?

Die israelische Regierung will die Todesstrafe wieder einführen. Das ist geschichtsvergessen und verblendet

von Sophie Albers Ben Chamo  04.12.2025

Meinung

Wagenknechts Schiffbruch

Nur etwa zwei Jahre nach seiner Gründung steht das BSW vorm endgültigen Scheitern – eine gute Nachricht! Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack

von Ralf Balke  04.12.2025